- Trump geht auf Distanz zu einigen Kernaussagen aus seinem Wahlkampf.
- So fordert er nicht mehr den direkten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, sondern will dieses erst mal «sehr genau» anschauen.
- Hillary Clinton will er wegen der E-Mail-Affäre nicht mehr hinter Gitter bringen.
- Seinen umstrittenen Strategiechef Bannon verteidigt Trump hingegen.
Der designierte US-Präsident Donald Trump ist auf Distanz zu einigen Kernaussagen aus dem Wahlkampf gegangen. Trump stellte am Dienstag gegenüber der «New York Times» den angekündigten Ausstieg aus dem Pariser Abkommen zum Klimaschutz in Frage.
Trumps Gespräch mit der «New York Times» war sein zweites grösseres Interview seit der Wahl. Er wollte sich darin nicht auf den angekündigten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen festlegen lassen: «Ich schaue es mir sehr genau an. Ich gehe da offen heran.» Zunächst wolle er sehen, wie viele Kosten durch die Vereinbarungen auf die US-Unternehmen zukämen und wie die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit seien.
Abweichend von früheren Äusserungen, in denen er eine menschengemachte Klimaerwärmung als «Scherz» abtat, räumte Trump nun eine mögliche menschliche Mitverantwortung ein: «Ich denke, es gibt eine gewisse Verbindung. Ein wenig, etwas. Es hängt davon ab, wieviel.» Viele Konservative in den USA bestreiten eine solche Verbindung.
Vorwurf von Breitbart News
Trump rückte in dem Interview auch von seinem Versprechen ab, dass seine Gegenkandidatin Hillary Clinton unter seiner Präsidentschaft ins Gefängnis kommen werde. «Ich will den Clintons nicht schaden, wirklich nicht», sagte er. Hillary Clinton habe «viel durchgemacht». Auf die von ihm im Wahlkampf angekündigte Berufung eines Sonderermittlers zu Clintons E-Mail-Affäre wolle er verzichten. «Das würde das Land sehr spalten», sagte er.
Für seine revidierte Haltung zu Clinton zog sich Trump umgehend Kritik von rechtsgerichteten Unterstützern zu: Die Internetseite Breitbart News, die ihn im Wahlkampf unterstützte, warf ihm «Wortbruch» vor.
Gegenüber der «New York Times» zeigte sich Trump nun zuversichtlich, die Enttäuschung seiner Anhänger abfedern zu können: «Ich werde ihnen erklären, dass wir unser Land in vielerlei Hinsicht retten müssen.»
Bannon und eigenes Business verteidigt
Trump verteidigte im Interview ausserdem seinen künftigen Strategiechef im Weissen Haus, Stephen Bannon. Dies gegen die Kritik, dieser sei ein Rassist. «Wenn er Rassist oder ein Rechter oder was auch immer in dieser Richtung wäre, würde ich überhaupt nicht darüber nachdenken, ihn zu beschäftigen.» Die Ernennung des radikalen Provokateurs war von vielen Seiten kritisiert worden.
Der Immobilienmilliardär wies zudem die Sorge vor einem Interessenkonflikt zwischen dem Präsidentenamt und seinen Geschäften zurück. Trump zeigte sich selbst überrascht, dass die Rechtslage seinen Geschäften keinen Riegel vorschiebe. «Ich hätte gedacht, dass man dann einen Treuhandfonds oder so etwas einrichten müsste, aber man muss es nicht», sagte er. «Theoretisch könnte ich perfekt meinen Konzern führen und perfekt das Land regieren.» Er werde dennoch «etwas tun», um beide Bereiche zu trennen, kündigte er ohne nähere Details an.