Am Montag brach Mattia Marinelli mit einer Gruppe von Freunden in die Sommerferien nach Rhodos auf. Zehn Erwachsene und elf Kinder, alle aus Lugano, wollten in einem Hotel in Kiotari eine schöne Zeit verbringen.
«Am Anfang war die Situation ruhig», beschreibt der Tessiner heute im Gespräch mit RSI. Doch im Laufe der Woche beobachteten sie, wie der Rauch aufstieg und immer näherrückte. Am Freitag fiel dann Russ vom Himmel.
Die Flucht vor den Bränden
Am Samstag teilten die Hotelmitarbeitenden der Reisegruppe mit, dass das Feuer circa zehn Kilometer weg sei – das sei kein Problem. Doch es kam anders: Um 15 Uhr kamen Hotelmitarbeitende und sagten, dass sie fliehen müssten. «Wir konnten noch Wechselkleider für uns und die Kinder und unsere Dokumente einpacken.»
Danach bekamen sie eine Wegbeschreibung zu einem Ort, wo sie hin mussten. «Wir gingen etwa drei Kilometer zu Fuss, dann brachte uns ein Bus zu einem Strand.» Um 17 Uhr seien sie an ihrem Ziel angekommen. «Dort wurde uns gesagt, das sei der beste Ort zum Übernachten», erzählt der Schweizer. Dort blieben sie auch bis um Mitternacht.
Leider hat uns niemand vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten etwas gesagt.
Das lange Warten wurde durch die Ankunft von Booten unterbrochen, die zuerst Frauen und Kinder mitnahmen. «Wir Männer und Jungen mussten warten, wir haben praktisch die ganze Nacht nicht geschlafen», erzählt Marinelli. Im Hafen von Rhodos angekommen, wurde die Gruppe zu einer Schule begleitet, wo sie Wasser, Essen und Handtücher erhielten.
«Es war eine echte Odyssee», so der Schweizer. «Leider hat uns niemand vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten etwas gesagt.» Es wurde ihnen immer wieder gesagt, dass sie warten und die griechische Notrufnummer anrufen sollten. Am Ende beschloss die Gruppe, selbstständig zu handeln. «Heute sind wir im Hafen von Rhodos und warten auf eine Fähre, die uns nach Kos bringt. Von dort haben wir morgen einen Flieger, der uns zurück nach Hause bringt.»
EDA nimmt Stellung
RSI kontaktierte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Dieses teilte mit, dass das Geschehen genau verfolgt werde und die Schweizer Botschaft in Athen mit den zuständigen Behörden vor Ort in Kontakt stehe.
Seit die Evakuierung der betroffenen Gebiete angekündigt wurde, haben dem EDA zufolge die eigene Helpline und die Vertretung vor Ort bereits Hunderte Anfragen entgegengenommen.