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Was bisher geschah Für die EU ist der Korruptionsskandal noch nicht ausgestanden

Was bisher geschah: Eine Zusammenfassung der bisher ermittelten Fakten im EU-Korruptionsskandal.

1.5 Millionen Euro in bar haben die Antikorruptionsermittler in Brüssel sichergestellt. Eine EU-Parlamentarierin, die Sozialistin Eva Kaili, wird auf frischer Tat ertappt, wie sie dafür sorgt, dass ihr Vater Hunderttausende Euro im Koffer aus ihrer Wohnung in Brüssel schafft. Ihr Lebenspartner, ein Politberater, ist der Verbindungsmann zu einem abgewählten EU-Parlamentarier aus Italien, in dessen Diensten er war.

Bei diesem, dem italienischen Sozialdemokraten Pier Antonio Panzeri, laufen viele Fäden zusammen. Panzeri ist der Geschäftsführer einer Nichtregierungs-Organisation namens «Kampf gegen Straffreiheit». Auch in seiner Wohnung werden Hunderttausende Euro Bargeld gefunden. Via diese Organisation soll das Bestechungsgeld ausbezahlt worden sein. Zum Beispiel an Kaili, die – abweichend von der Partei-Linie – mit einer flammenden Rede im EU-Parlament über die grossen Verdienste des WM-Veranstalters Katar auffällt.

Weihnachtsferien für 100'000 Euro

Geld fliesst auch zum Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Luca Visentini. 50'000 Euro als Spende von Panzeri für einen Wahlkampf, um oberster Gewerkschafter der Welt zu werden. Auch Visentini fällt durch eher überraschend milde Worte gegenüber Katar auf, beteuert aber seine Unschuld. Trotzdem ist er seit dieser Woche von seinem Amt suspendiert.

Eva Kaili im Gespräch mit einem Scheich von Katar (Archiv)
Legende: Eva Kaili im Gespräch mit einem Scheich von Katar. (Archiv) Reuters

Offenbar ziehen die belgischen Strafermittler nun an allen Fäden des weit verzweigten Beziehungsnetzes Panzeris. Dieser wurde 2019 aus dem EU-Parlament abgewählt und bemüht sich seither mit allen Mitteln, seinen grosszügigen Lebensstil finanziell abzusichern. Zu diesem Leben gehören Weihnachtsferien in Marokko für Hunderttausend Euro. Panzeris Gattin berichtet davon am abgehörten Telefon.

Es könnte für die EU-Kommission unangenehm werden

Darum wissen wir, dass auch Frau Panzeri und Tochter Panzeri in Italien festgenommen wurden. Sie waren für den Transport und die Unterschlagung wertvoller Geschenke aus Marokko zuständig.

Der Verdacht greift nun auch auf die Europäische Kommission über. Dort steht ein ehemaliger griechischer Kommissar unter Beobachtung. Der ehemalige EU-Kommissar ist trotz Ausstandsregeln Ehrenpräsident der ominösen Stiftung «Kampf gegen Straffreiheit». Und zu den Spendern von «Kampf gegen Straffreiheit» gehört die EU-Kommission.

Das zeigt, wie weit die Korruptionsvorwürfe inzwischen reichen. Es drohen in der EU-Zentrale weitere unangenehme Überraschungen.

Rendez-vous vom 22.12.2022, 12:30 Uhr

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