Wer ist in das Kapitol eingedrungen? Es waren Anhänger von Donald Trump. Sie haben die Gunst der Stunde genutzt und sind auf das Kapitol zumarschiert. Dies ist allerdings nicht das einzige gemeinsame Merkmal dieser Personen, denn Trump hat eine sehr breite Anhängerschaft. Das sieht man daran, dass er bei der Präsidentenwahl über 70 Millionen Stimmen bekommen hat. Seine Fans sind in allen Schichten zu finden. Aber: Es sind eher Männer als Frauen, eher Weisse als Minderheiten, und sie leben eher auf dem Land als in Städten.
Was unterscheidet sie von anderen? Ihre Gewaltbereitschaft. Denn es gibt auf dieser Seite des politischen Spektrums eine ganze Reihe von Gruppen, die davon überzeugt sind, dass sie ihre Freiheit mit Waffengewalt verteidigen müssen, und die sich organisieren. Aus diesen Kreisen hat sich der Mob vermutlich rekrutiert. Denn viele von den Zehntausenden, die am Nachmittag an Trumps Veranstaltung teilgenommen haben, sind vorher abgezogen. So waren zum Beispiel Familien beim Sturm auf das Kapitol nicht dabei.
Trumps Anhänger in Washington
Was ging dem Sturm aufs Kapitol voraus? Es war schon im Vorfeld klar, dass Trump mit seinem Auftritt Druck auf die Abgeordneten ausüben wollte, damit diese das Ergebnis der Wahl nicht zertifizieren. Er sagte: «Wir marschieren jetzt zum Kapitol und wir werden deutlich zeigen, dass wir uns diese Wahl nicht nehmen lassen.» Entsprechend aufgeputscht und mit dem jahrelang aufgestauten Zorn auf das politische System sind seine Anhänger losgezogen.
Wie sind diese Gruppen organisiert? Es gibt eine ganze Reihe von Organisationen, die Trumps Anhänger zusammenführen. Die bekannteste, die Trump einst selbst erwähnt hat, sind die sogenannten Proud Boys; eine Miliz, die sich im Jahr 2016 gegründet hat, in der weisse Männer miteinander verbunden sind.
Enrique Tarrio, der Anführer der «Proud Boys»
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Der Anführer der «Proud Boys», Enrique Tarrio, ist kürzlich in Washington wegen Sachbeschädigung und Munitionsbesitz festgenommen worden. Er war von Miami in die Hauptstadt gekommen, um am 12. Dezember an einer Demonstrationen teilzunehmen. Er beschädigte dabei ein Black-Lives-Matter-Transparent. Es wurde von einer Kirche heruntergerissen und verbrannt.
Tarrio wurde einen Tag lang festgehalten, dann wurde er der Stadt verwiesen. Man habe damit ein Signal setzen wollen, dass man diese Gruppierung bei späteren Kundgebungen wenn schon, dann nur kopflos hier haben wollte, sagt Politologe und USA-Experte Thomas Jäger von der Universität Köln.
Dennoch ist es den «Proud Boys» gelungen, ins Kapitol einzudringen. «Das ist, was sie erreichen wollten, und das sind die Bilder, die diese Gruppierung zeigen wollte.» Nämlich: ‹Wir sind diejenigen, die die Herrschaft übernehmen können, wenn wir wollen. Und wenn wir einmal in Gang gesetzt werden, dann erreichen wir dieses Ziel.› Das sei wiederum ein Denken aus einer Parallelwelt, so Jäger: «Denn die US-Sicherheitskräfte sind natürlich in der Lage, das zu beenden. Und das war dann ja auch innerhalb weniger Stunden der Fall.»
Sie treten martialisch auf, marschieren in schwarz-gelben T-Shirts und sind gewöhnlich armiert, das heisst, sie tragen Schutzwesten und Waffen. Auf diese Art wollen sie zeigen, was sie unter Freiheit verstehen. Sie wollen sich diese Freiheit nicht nehmen lassen – denn sie haben das Gefühl, dass das geschieht, wenn dieses liberale Amerika den Staat stark macht.
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