In der japanischen Grossstadt Osaka ist am Wochenende die Weltausstellung Expo 2025 eröffnet worden. In den nächsten Monaten werden 28 Millionen Besucherinnen und Besucher erwartet. Viele von ihnen werden auf dem Flughafen Kansai landen. Für den Grossanlass wurde der Flughafen für viel Geld ausgebaut und seine Kapazität von 30 auf 40 Millionen Passagiere pro Jahr erhöht.
Eigentlich also erfreuliche Nachrichten für die Verantwortlichen. Doch der Flughafen, der Mitte der 1990er-Jahre auf einer aufgeschütteten Insel gebaut wurde, hat ein Problem: Er versinkt langsam im Meer, sechs bis sieben Zentimeter pro Jahr.
Weicher Meeresboden und Erdbebengefahr
Dass der Flughafen an Höhe verliert, war bereits bei seiner Eröffnung vor über 30 Jahren klar, erklärt Japan-Korrespondent Thomas Stalder. «Damals sank er gar noch deutlich schneller als heute – nämlich um fast 50 Zentimeter pro Jahr.» Hochgerechnet hat das Bauwerk über die Jahre bereits über elf Meter eingebüsst.
Warum wurde der Flughafen also überhaupt auf einer künstlichen Insel gebaut? «Die Region Osaka ist sehr dicht überbaut, Platz ist Mangelware und niemand hat gerne Fluglärm. Daher haben sich die Verantwortlichen damals dafür entschieden, den Flughafen auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Osaka zu bauen», erklärt Thomas Stalder.
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Bild 1 von 4. Der Flughafen wurde offiziell am 4. September 1994 eröffnet und kostete damals 20 Milliarden US-Dollar. Bildquelle: AP Photo / Kyodo.
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Bild 2 von 4. Er liegt in der Bucht von Osaka, die von der Stadt her relativ einfach erreichbar ist. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 4. Der Blick aus dem All zeigt das dicht besiedelte Gebiet um die Millionenmetropole. Bildquelle: IMAGO / UIG.
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Bild 4 von 4. Ein weiterer aufgeschütteter Flughafen in Japan: 2005 wurde der internationale Chubu Centrair Airport in der Stadt Tokoname eröffnet. Bildquelle: Reuters.
Der Meeresboden vor Ort besteht aus Sand und Ton. Ausserdem kommt es in der Region immer wieder zu Erschütterungen durch Erdbeben – was zu einem zusätzlichen Absinken führt. «Es ist wirklich extrem schwierig, dort ein festes Fundament zu bauen», sagt Stalder.
Betrieb auch unterhalb des Meeresspiegels möglich
Das Absinken sei ernst, geschehe derzeit aber «relativ kontrolliert», erklärt Stalder. Die Verantwortlichen hätten nämlich Gegenmassnahmen ergriffen: etwa mit Aufschüttungen oder einem hydraulischen System in den Gebäuden, damit diese immer wieder horizontal ausgerichtet werden können. Die Flugbahn bestehe zudem aus einem speziellen, sehr flexiblen Asphalt. Ausserdem wurden in den vergangenen Jahren die Schutzmauern rund um den Flughafen erhöht.
«Den derzeitigen Berechnungen zufolge sieht es so aus, dass der Flughafen etwa im Jahr 2054 das Meeresniveau erreichen könnte.» Doch selbst dann könne der Flughafen wohl noch weiter betrieben werden, erklärt Thomas Stalder: «Schutzmauern auf der Seite würden das Eindringen von Wasser verhindern.»
Künstliche Inseln haben in Japan Tradition
Trotz eines allgemeinen Bevölkerungsrückgangs dürfte die Nachfrage nach Flügen ab Kansai in den kommenden Jahren nicht abnehmen, erklärt Stalder. Der Flughafen Kansai funktioniere als internationales Drehkreuz für die Städte Osaka, Kyoto und Kobe und sei darum sehr wichtig für den Westen Japans.
Japan hat viel Erfahrung mit künstlichen Inseln und dem Aufschütten. Bereits im 17. Jahrhundert sind im Land die ersten künstlichen Inseln gebaut worden. «Japan ist sehr technikgläubig. Die Überzeugung ist gross, dass man immer eine technische Lösung finden wird», meint Stalder. Aus diesen Gründen seien die Verantwortlichen zuversichtlich, dass der Flughafen von Kansai auch in Zukunft sicher betrieben werden könne.
Dennoch ist die Bautradition im Land in Gefahr. Die japanische Regierung rechnet nämlich damit, dass der Meeresspiegel ansteigen könnte. Damit dürften die Kosten für das Bauen auf künstlichen Inseln weiter steigen.