- Im Rennen um den Chefposten der Welthandelsorganisation (WTO) unterstützt die neue US-Regierung die Bewerbung der Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala.
- Die Personalie scheint damit so gut wie besiegelt: Die zweite Kandidatin, die südkoreanische Handelsministerin Yoo Myung Hee, hatte ihre Bewerbung kurz zuvor zurückgezogen.
- Okonjo-Iweala besuchte eine US-Eliteuniversität. Die Ökonomin dürfte die erste Frau an der Spitze der WTO werden.
Die Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden freue sich, Okonjo-Iweala ihre «starke Unterstützung» auszusprechen, erklärte das Büro des US-Handelsbeauftragten.
Die Kandidatin bringe dank ihrer 25 Jahre bei der Weltbank und ihrer zwei Amtszeiten als nigerianische Finanzministerin grossen wirtschaftlichen Sachverstand und Erfahrung auf dem internationalen Parkett mit, hiess es. Die USA wollen mit der neuen WTO-Führung zusammenarbeiten, um «notwendige substanzielle» Reformen der Organisation zu erreichen, hiess es.
Okonjo-Iweala bedankte sich auf Twitter umgehend für die Unterstützung der US-Regierung. Der Chef der ebenfalls in Genf ansässigen Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, gratulierte der Nigerianerin über Twitter. Sie werde die WTO als Generaldirektorin ausgezeichnet führen, schrieb er.
Rücktritt Azevedos wegen familiärer Gründe
Der bisherige WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo war im August 2020 ein Jahr vor dem regulären Ende seiner zweiten Amtszeit zurückgetreten, aus familiären Gründen, wie es hiess. Okonjo-Iweala (66) setzte sich unter mehreren Kandidaten bei 163 der 164 WTO-Mitgliedsländer als Nachfolgerin durch. Sie ist eine an US-Eliteuniversitäten ausgebildete Ökonomin.
Als einziges Land blockierten die USA unter Trump aber eine Konsensentscheidung im Oktober und setzten auf Yoo. Diese erklärte am Freitag aber ihren Rückzug. Anfang März wird der Generalrat der WTO-Mitglieder tagen, der die Ernennung beschliessen müsste. Möglich wäre aber auch eine frühere Einberufung des Rates.
Okonjo-Iweala erwarten einige Krisen
Die WTO, die die Regeln für den freien Welthandel überwacht, steckt derzeit in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung 1995. Sowohl die Differenzen zwischen den grossen Handelsblöcken USA, China, EU als auch zwischen Industrie- und Entwicklungsländern wachsen. Die USA haben unter Trump zudem das zentrale Organ der Streitschlichtung bei Handelsdisputen blockiert.