Die Schweiz tritt dem «Klima-Club» bei. Gemeinsames Ziel des Clubs ist es, industrielle Prozesse treibhausneutral umzubauen und das Wirtschaftswachstum von klimaschädlichen Emissionen zu entkoppeln. Zu den 36 Mitgliedern zählen neben der Schweiz, der EU und den G7-Ländern auch Indonesien, Ägypten, Südkorea, Chile, Ukraine, Kenia, Mosambik und Kasachstan. Nicht mit dabei sind aber grosse Staaten mit starker Industrie und einem Ausstoss von Treibhausgasen wie China, Indien und Russland. Auch Brasilien fehlt auf der Liste.
Was ist die Idee hinter diesem Klima-Club?
Der US-amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger William Nordhaus hat 2015 die Idee lanciert, dass eine Gruppe von Ländern, die in Sachen Klimaschutz vorangehen wollen, gemeinsam einen Mindestpreis für den CO₂-Ausstoss einführen. Das sollten wirtschaftlich starke Länder sein. Andere Länder, die mit den Club-Mitgliedern Handel treiben wollten, müssten dann deren CO₂-Mindestpreis übernehmen. Der Club, den nun die G7-Staaten lanciert haben, sieht allerdings keinen solchen Mindestpreis auf den CO₂-Ausstoss vor. Er beschränkt sich darauf, dass seine Mitglieder gemeinsam Massnahmen ergreifen, um das 1.5-Grad-Ziel von Paris am Leben zu erhalten.
Wie will der Klima-Club denn – ohne einen CO₂-Preis – den Klimaschutz vorantreiben?
Konkret will der Klima-Club auf die sehr klimaschädliche Schwerindustrie fokussieren – also insbesondere auf die Stahl- und Zementindustrie. Weil der grösste Teil des Wachstums in diesen Industrien in den kommenden Jahren in Entwicklungs- und Schwellenländern stattfinden wird, wollen die Mitglieder des Klima-Clubs mit diesen Ländern zusammen – wie es heisst – diese Industrien klimaverträglich umbauen. Konkret sollen gemeinsame Dekarbonisierungspläne ausgearbeitet und Methodologien und Standards erarbeitet werden. Und natürlich soll auch Geld fliessen, von der Industrie an die Schwellen- und Entwicklungsländer.
Die Schweiz ist heute dem Klima-Club der G7 beigetreten. Welche konkreten Konsequenzen hat das für unser Land?
Keine wirklich einschneidenden. Der Bundesrat hat auch von Beginn weg gesagt, die Schweiz trete dem Klima-Club nur bei, wenn das keine finanziellen Konsequenzen habe. Theoretisch müsste die Schweiz wohl ihre Klimaziele verschärfen, denn diese sind mit dem 1.5-Grad-Ziel derzeit nicht vereinbar. Aber eine so konkrete Verschärfung wird vom Klima-Club derzeit nicht eingefordert. Die Mitgliedschaft hat wohl vor allem Vorteile für die Schweiz: So sitzt sie nun mit am Tisch. Die Initiativen des Clubs zur Transformation von Stahl- und Zementindustrie können für die Schweiz durchaus interessant sein, weil sie da Knowhow erwerben, aber auch eigenes weitergeben kann. Die Schweizer Cleantech-Industrie hat in diesem Bereich einiges zu bieten.
Was kann der Klima-Club aber tatsächlich erreichen, wenn er seine Mitglieder zu nichts verpflichtet?
Das Prinzip ist ähnlich wie im Pariser Klimaabkommen von 2015. Rechtlich bindend ist dort ja auch nur, dass die Länder alle fünf Jahre neue, schärfere Klimaziele formulieren. Darauf baut die Hoffnung, dass sich die Länder gegenseitig zu immer ehrgeizigeren Massnahmen anspornen. Hier ist das ähnlich, wobei handfeste wirtschaftliche Interessen wohl konkreter sind. Länder, die nicht im Klima-Club sind und eine Schwerindustrie haben, interessiert es wohl, mit dem Club zusammenzuarbeiten und ihm irgendwann beizutreten, weil sie sich davon Industrieknowhow und Aufträge versprechen. Ob das funktioniert, wird sich weisen müssen. Und vielleicht führt der Klima-Club irgendwann doch noch einen CO₂-Mindestpreis ein. Die EU als Gründungsmitglied kennt ja bereits einen solchen CO₂-Preis für alle Mitglieder und sie schützt ihn seit kurzem mit dem sogenannten Grenzausgleichsmechanismus. Je erfolgreicher dies der EU gelingt, desto grösser sind wohl die Chancen, dass auch der Klima-Club dereinst das Modell übernimmt.
*Anm. d. Redaktion: In einer ersten Version war einmal von 34 Mitgliedern und einmal von 36 Mitgliedern die Rede. 36 ist korrekt. Wir bitten um Entschuldigung.