Immer mehr Länder stossen zum exklusiven Klub der Mondlande-Nationen: Nebst den USA und Russland gehören heute auch China, Indien und Japan dazu; dieses Jahr ist auf den USA das erste Privatunternehmen gelandet.
Die versuchten und gelungenen Mondlandungen sind in den letzten Jahren laufend etwas zahlreicher geworden. Doch nun gebe es einen Schub, sagt Michelle Hanlon, Weltraumrechtsprofessorin an der US-Universität Mississippi: «150 Missionen sind in den kommenden sechs Jahren geplant.» Darunter sind auch solche mit Menschen an Bord – voraussichtlich 2027 von den USA und 2030 von China.
Run auf Mondwasser am Südpol
Auf dem steinigen Mond locken Rohstoffe wie seltene Metalle, die es für Handys oder Computer braucht. Doch noch attraktiver sei die Entdeckung von Wasser auf dem Mond vor zehn Jahren. Dieses könnte unter anderem als Trinkwasser für die geplanten künftigen Langzeitmissionen auf dem Mond und später dem Mars genutzt werden.
Dieses Mondwasser sei der Grund für den jetzigen Run, sagt die renommierte Weltraumexpertin. Doch das Wasser liegt tiefgefroren am unwegsamen Südpol des Mondes. Was also, wenn nun alle dorthin fliegen – wer bekommt die besten Plätze?
Wer zuerst ankommt, ist im Vorteil und wird wohl die ersten Regeln machen.
Es dürfte auf die USA oder China hinauslaufen, schätzt Hanlon: «Wer zuerst ankommt, ist im Vorteil und wird wohl die ersten Regeln machen.» Diese Ersten würde dann voraussichtlich um ihre Anlage herum eine Pufferzone festlegen und darauf beharren, das Nachfolgende draussen bleiben.
Der Mond gehört allen, aber...
Möglich ist das laut Hanlon wegen Widersprüchen im wichtigen UNO-Weltraum-Vertrag von 1967, den über 100 Staaten unterzeichnet haben. Demnach gehört der Mond zwar allen, und niemand darf ein Territorium besitzen. Doch Artikel 12 des Vertrags legt zugleich fest, dass wer eine Anlage hat, von den Nächsten um eine Zugangserlaubnis gefragt werden muss. Ein Widerspruch also, dessen Interpretation noch zu diskutieren sei.
Dazu kommt die Frage, ob Rohstoffe auf dem Mond überhaupt abgebaut werden dürfen. Laut Weltraumvertrag dürfen Staaten nur zum Nutzen der ganzen Menschheit auf dem Mond aktiv sein. Heute sei jedoch immer breiter akzeptiert, dass Staaten und auch Unternehmen auf dem Mond Rohstoffe abbauen dürfen, so Michelle Hanlon. Verankert ist dies in dem von den USA angeführten Artemis-Abkommen, das fast 50 Staaten samt der Schweiz unterzeichnet haben.
Hanlon: Artemis-Abkommen ergänzen
Auch Unternehmen fliegen nun also zum Mond. Zwei gescheiterte Missionen wollten schon menschliche Asche und ein Werbegetränk dorthin bringen. Das sei problematisch, sagt Hanlon, die sich mit der NGO «For All Moonkind» auch für den Schutz der historischen Mondlandeplätze einsetzt: «Wenn jeder alles hochschickt, was er will, wird der Mond bald voller Zeugs sein.»
Es ist höchste Zeit zu entscheiden, wie wir mit diesem schönen Mond umgehen.
Welche Missionen also soll man zulassen? Wie soll mit dem Tourismus zum Mond umgegangen werden oder mit dem Abfall? Hanlon schlägt vor, solche Fragen im Artemis-Abkommen zu regeln. Dort sind allerdings weder China noch Russland dabei, reden aber regelmässig an den Treffen des UNO-Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums mit.
Weltraumrechtsexpertin Hanlon mahnt daher mehr Tempo an: «Der Mond wird nun bald sehr stark frequentiert sein. Es ist höchste Zeit, zu entscheiden, wie wir mit diesem schönen Mond umgehen.»