Darum gehts: Der Mond soll seine eigene Standardzeit bekommen. Diesen Auftrag hat das Weisse Haus an die Nasa erteilt. Die US-Regierung hat die Raumfahrtbehörde angewiesen, eine einheitliche Zeit für den Mond und andere Himmelskörper zu erarbeiten – die Coordinated Lunar Time (LTC). Bisherige Mondmissionen waren mithilfe der koordinierten Weltzeit (UTC) unterwegs. Diese basiert auf der Zeitmessung mehrerer Atomuhren auf der Erde. Nun soll eine neue Lösung her fürs All.
So funktioniert die Zeit auf dem Mond: Die Zeit verläuft in verschiedenen Teilen des Weltalls unterschiedlich: Auf dem Mond vergeht ein Tag 58.7 Mikrosekunden schneller als auf der Erde. Das summiere sich, sagt Andreas Riedo, Projektleiter Mondmissionen der Universität Bern. Schon auf der Erde gebe es Schaltsekunden alle vier Jahre: Auf dem Mond wären diese noch häufiger nötig. Verantwortlich für diese Differenz ist die unterschiedliche Schwerkraft. «Die Gravitationsfelder auf dem Mond sind anders als auf der Erde», erklärt Riedo.
Darum braucht es eine Mondzeit: Bislang orientieren sich Mondmissionen an der UTC. Die kleinen Unterschiede zur Erdzeit wurden in Kauf genommen. In Zukunft soll der Verkehr auf und um den Trabanten aber zunehmen. Damit werden auch die Anforderungen, was Ortsbestimmungen und die Kommunikation angeht, steigen. «Es braucht diese Synchronisation, damit wir keine Probleme bekommen», erklärt Andreas Riedo, der selbst am Artemis-Programm der Nasa mitarbeitet. Ähnlich lief das übrigens auf der Erde ab: Auch hier führte die Zunahme des internationalen Verkehrs zur Etablierung der UTC.
So könnte die Mondzeit funktionieren: Gemäss Andreas Riedo stehen derzeit drei Möglichkeiten einer Realisierung im Raum: Am naheliegendsten – technisch aber auch am schwierigsten realisierbar – dürfte eine eigene Atomuhr für den Mond sein. Möglich wäre auch die simple Berechnung einer Uhrzeit, basierend auf jener auf der Erde. «Dann würde man einfach aufzeigen, was das Delta (Unterschied, Anm. d. Red.) ist», so Riedo. Und schliesslich könnte man auch darauf setzen, in regelmässigen Abständen die Mondzeit mit derjenigen auf der Erde zu synchronisieren. «In welche Richtung es schlussendlich geht, werden wir noch sehen», so Riedo.
Die internationale Zusammenarbeit: Hinter der Idee einer Mondzeit steht zwar die US-Regierung, doch für Andreas Riedo ist klar: Eine Lösung, an der nur Amerikaner und Europäer beteiligt sind, bringt nichts. Eine internationale Zusammenarbeit sei zwingend nötig. «Auch wenn die internationalen Spannungen momentan sehr hoch sind, funktioniert in der Weltraumforschung die Kollaboration. Und diese braucht es.» Das Artemis-Abkommen, das durch die USA initiiert wurde und die gemeinsame Zusammenarbeit auf dem Mond regeln soll, wurde von 36 Nationen unterzeichnet – China und Russland gehörten allerdings nicht dazu.
Die Basis für zukünftige (Mars-)Missionen: Viele Details des Plans für eine Mondzeit sind noch nicht geklärt. So zum Beispiel, welchen Perimeter im Weltall diese genau umfassen soll. Das Weisse Haus hat der Nasa nun bis Ende Jahr Zeit gegeben, um einen provisorischen Plan zu erstellen. Ende 2026 soll die Mondzeit dann stehen. Im selben Jahr sollen auch erstmals seit den 1970er-Jahren wieder Menschen Fuss auf den Mond setzen. Längerfristig soll es von dort aus gar auf den Mars gehen.