Volle Megastädte, stundenlange Staus: Dem könnte schon bald ein Lufttaxi abhelfen. Diese Woche hat die deutsche Firma «Volocopter» ihr Flugtaxi und die dazugehörende Start- und Landeplattform «Voloport» in Singapur vorgestellt.
Das Fluggerät wirkt wie ein Spielzeug für grosse Jungs. Es ist ein weisser, rundlicher Zweiplätzer, eine übergrosse Drohne mit 18 kleinen Rotoren. Davor steht Alex Zosel, der Mitbegründer der Firma «Volocopter».
Er hat ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. «Alles elektrisch angetrieben, alles batteriebetrieben. Er kann aber senkrecht starten oder landen wie ein Hubschrauber», erklärt er stolz. «Er wird 35 Kilometer weit oder etwa eine halbe Stunde lang fliegen können. Dabei erreicht er eine Geschwindigkeit von maximal 110 Stundenkilometern.»
Der erste bemannte Flug im Innenstadtbereich einer Megacity.
Es ist nicht das erste Mal, dass die deutsche Firma, die den Markt anführt, ihr Flugtaxi vorstellt. Es ist bereits in Helsinki, Stuttgart und Dubai geflogen. Aber «es ist der erste bemannte Flug im Innenstadtbereich einer Megacity weltweit», wie Zosel betont. Dass Volocopter dafür Singapur gewählt hat, erstaunt nicht. Der Stadtstaat ist Technologie-affin und soll der deutschen Firma als Sprungbrett nach Asien dienen.
Zum Preis einer Limousinen-Fahrt
Das Unternehmen will sein Flugtaxi in zwei bis drei Jahren zertifiziert haben und kommerziell auf den Markt bringen. Gedacht ist es nicht bloss für die Superreichen, sondern zum Preis einer Fahrt in einer Limousine. Firmen-Mitbegründer Zosel sagt: «Es macht natürlich nur Sinn, solche Strecken zu betreiben, wenn es wirklich Verkehrsprobleme gibt, wenn man am Boden nicht mehr weiter kommt mit den ganzen Staus.»
Wir werden damit keine Stausituation auflösen.
In Asiens Megastädten Manila, Jakarta oder Bangkok gehören Staus zum Alltag. Dass Flugtaxis diese minimieren können, bezweifelt Luftfahrtexperte Kay Plötner vom Forschungsinstitut Bauhaus Luftfahrt jedoch. Denn dafür müssten Tausende von Fluggeräten in der Luft sein. «Wir werden damit keine Stausituation auflösen», meint er.
Es würde höchstens reichen, eine gewisse Transportkapazität zur Verfügung zu stellen. Und Plötner sieht Hindernisse: «Wir werden auf jeden Fall mehr Energie verbrauchen, als wenn wir auf dem Boden Elektromobilität machen. Und wir werden einen gewissen Lärmabdruck haben.»
Bald schon Teil des Stadtbilds?
Zumindest was den Lärm betrifft, ist «Volocopter» schon weit. In Singapur, beim ersten Flug in der Innenstadt einer Megacity, hebt das Flugtaxi fast geräuschlos vom Boden ab und surrt leise über Marina Bay. Ein Anblick, der in Singapur und in anderen asiatischen Grossstädten schon bald zum Stadtbild gehören könnte.