Zum Inhalt springen

Wikileaks-Gründer ist frei Julian Assange in Australien gelandet

  • Ein US-Gericht auf der Pazifikinsel Saipan hat Assange in der Nacht wie erwartet zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt, die der Wikileaks-Gründer bereits in einem Hochsicherheitsgefängnis in England abgesessen hat.
  • Assange bekannte sich in einem Anklagepunkt schuldig: wegen der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von geheimen US-Verteidigungsdokumenten.
  • Er hat den Gerichtssaal demnach als freier Mann verlassen und ist in Australien gelandet.

2006 hatte Assange die Plattform Wikileaks mit der Mission gegründet, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Von 2010 an veröffentlichte Wikileaks geheimes Material zu US-Militäreinsätzen in Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning.

Ende einer langen Odyssee

Die USA warfen Assange daraufhin vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Die amerikanische Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Assange bekannte sich nun der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von geheimen US-Verteidigungsdokumenten schuldig und ist so freigekommen.

Mann winkt.
Legende: Assange winkt nach seiner Ankunft in Canberra. Reuters/Edgar Su

Die Chartermaschine vom Typ Bombardier mit dem 52-Jährigen an Bord landete am Mittwochabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Canberra, wie Daten der Plattform «Flightradar24» zeigten. Die Flugnummer VJT199, die Assanges Frau Stella und Wikileaks zuvor in sozialen Medien genannt hatten, war seit Tagen die von Nutzern weltweit am meisten beobachtete Verbindung. Tausende Menschen verfolgten die Landung live in sozialen Netzwerken. Und auch vor Ort jubelten zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer, als Assange die Maschine verliess. Dann gab es ein emotionales Wiedersehen mit seiner Familie.

Assange war mit der Maschine bereits am Montag von London über Bangkok auf die Marianen-Insel Saipan geflogen, ein US-Aussengebiet im Westpazifik. Nachdem er dort am Mittwochmorgen von einem Gericht offiziell in die Freiheit entlassen wurde, machte er sich umgehend auf den Weg in die Heimat. Beobachtern zufolge will er sich dort nun erstmals öffentlich zu dem juristischen Deal mit den US-Behörden äussern.

«Wir sind der festen Überzeugung, dass Herr Assange niemals nach dem Spionagegesetz hätte angeklagt werden dürfen und eine Tätigkeit ausübte, die Journalisten jeden Tag ausüben», sagte sein US-Anwalt Barry Pollack gegenüber Reportern. Die Arbeit von Wikileaks werde fortgesetzt.

Julian Assange darf nicht in die USA zurückkehren, es sei denn, er erhält eine Erlaubnis, teilte das US-Justizministerium nach dem Schuldbekenntnis und der Freilassung des Wikileaks-Gründers mit. «In Übereinstimmung mit der Vereinbarung zum Schuldgeständnis ist es Assange untersagt, ohne Erlaubnis in die USA zurückzukehren», so das Ministerium in einer Erklärung.

Fünf Jahre Haft und sieben Jahre in ecuadorianischer Botschaft

Es ist das abenteuerliche Ende einer jahrelangen Odyssee mit vielen juristischen Kämpfen. Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten.

Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London den Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.

Wichtiges Engagement der australischen Regierung

Box aufklappen Box zuklappen

«Ich bin sehr zufrieden, dass wir bei dieser Gelegenheit ein positives Ergebnis erzielt haben, das, wie ich glaube, von der grossen Mehrheit der Australier gefordert wurde», sagte der australische Premierminister Anthony Albanese vor den australischen Abgeordneten in Canberra.

Das Engagement der australischen Regierung war laut SRF-Australienmitarbeiter Urs Wälterlin der Hauptgrund dafür, dass Assange jetzt in seiner Heimat Australien zurückgekehrt ist. «Die stille Diplomatie der Regierung von Premierminister Anthony Albanese über zwei Jahre war wirklich vorbildlich. Seine Diplomaten waren immer wieder in Washington unterwegs und haben nach einer Lösung gesucht. Sogar eine überparteiliche Gruppe von Parlamentarierinnen lobbyierte bei den Amerikanern. Und das ist doch sehr, sehr ungewöhnlich.»

Beim Einsatz der Regierung sei es jedoch nicht um Presse- und Meinungsfreiheit gegangen, so Wälterlin: «Ich glaube, es war die Rückendeckung, die Albanese im Volk hatte. Sie verhalf ihm zu Autorität, vor allem in Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden. Bei ihm hatte er mehrfach persönlich interveniert, um eine Lösung für Assange zu finden.»

SRF 4 News, 26.06.2024, 02:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel