Die Lombardei ist fest in der Hand der Lega. Den jüngsten Beweis dafür lieferten die Europawahlen im Mai – fast zwei Millionen Menschen gaben ihre Stimme den Rechtsnationalen. Entsprechend hoch sind ihre Erwartungen, sie sorgen sich um die wirtschaftliche Zukunft Italiens.
«Die Wählerinnen und Wähler der Lega wollten jetzt Investitionen sehen – Strassen, Bahnlinien, Geld für die Digitalisierung der Wirtschaft, für die Forschung, für die Universität», beobachtet Diego Minonzio. Seit Jahren kommentiert er die Politik in Rom als Chefredaktor der grössten und ältesten Zeitung rund um den Comer See, die «Provincia di Como, Lecco e Sondrio».
Die Wählerinnen und Wähler der Lega wollten jetzt Investitionen sehen.
Was die Lega zusammen mit dem Koalitionspartner, der Fünf-Sterne-Bewegung, bis jetzt umgesetzt habe, gehe aus Sicht der Norditaliener in die falsche Richtung, sagt Minonzi. Die Regierung habe einfach nur Geld verteilt –an die Armen, die Arbeitslosen, die Frührentner. Die unzähligen Kleinunternehmer in der Lombardei zum Beispiel verlangten jetzt keine Almosen, sondern Investitionen.
Italiens Wirtschaft schwächelt
Salvinis Lega habe in der Lombardei viele Stimmen geholt, auch wegen seiner harten Migrationspolitik. Bald müsse er seinen Wählerinnen und Wählern aber Antworten liefern, sagt Chefredaktor Minonzio.
Die italienische Wirtschaft wächst derzeit kaum noch, wie Zahlen des Statistischen Amtes in Rom zeigen. Für die Arbeiter und Unternehmer im reichen Norden sind das keine guten Aussichten. Sie könnten sich von der Lega wegen der schwachen Konjunktur abwenden.
Der stärksten Partei in Italien den Rücken kehren? Das sei dem früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi auch passiert, der dann zurücktreten musste. Und genau das könne ebenfalls mit der Lega geschehen, die die Politik in Rom derzeit nach Belieben dominiere, sagt Chefredaktor Diego Minonzio. Wenn nicht jetzt, dann spätestens in zwei bis drei Jahren.