Darum geht es:
Der Umweltorganisation WWF zufolge sind die untersuchten Wildtierpopulationen in den letzten 50 Jahren um durchschnittlich 73 Prozent geschrumpft. Auch in diesem Jahr sind laut
WWF-Artenschutzbilanz 2024
weltweit viele Wildtier- und Pflanzenbestände zurückgegangen.
In der Schweiz gefährdet: Wölfe, Igel und der Goldlaufkäfer sind laut WWF in der Schweiz besonders betroffen. «Beim Igel zeigt sich, dass die Bestände bei uns deutlich zurückgehen», erklärt Jonas Schmid, Mediensprecher WWF Schweiz. Er gelte seit diesem Jahr als potenziell gefährdet. «Der Grund liegt darin, dass wir viel intensive Landwirtschaft haben, welche die vielfältigen Lebensräume in den traditionellen Kulturlandschaften vernichtet.» Der Ersatzlebensraum des Igels wäre wiederum das Siedlungsgebiet. «Doch auch diese Lebensräume schwinden durch Schottergärten, Strassen und unüberwindbare Zäune», so Schmid.
Der Naturverlust schreitet rasant voran, weltweit.
Das Problem: Die Geschichte des Igels zeige, dass die Ursachen meist menschengemacht sind. «Da ist die Lebensraumzerstörung, die Übernutzung unserer Ressourcen, die Wilderei, die invasiven Arten und die Umweltverschmutzung sowie die Klimakrise, die den Wildtieren stark zusetzen», meint Schmid. «Der Naturverlust schreitet rasant voran, weltweit, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die unsere Schutzbemühungen immer wieder überholt.»
Einige Verlierer der WWF-Artenschutz-Bilanz 2024
Die Forderungen: Um das Artensterben zu stoppen, fordert der WWF eine «Naturschutz-Offensive» und eine grundsätzliche Trendumkehr zugunsten der Natur. So soll zum Beispiel die Gesamtfläche der Schutzgebiete deutlich zunehmen. Das international vereinbarte Ziel ist es, bis 2030 ihr Anteil auf 30 Prozent der Land-, Wasser- und Meeresfläche zu erhöhen. Die Schweiz trage dieses Ziel zwar mit, sei selbst aber noch weit davon entfernt. Schmid vom WWF Schweiz schlägt vor, «dass wir die Fläche erhöhen, auf der die Biodiversität konkret gefördert wird. Das bedeutet aber nicht, dass andere Aktivitäten auf dieser Fläche nicht möglich wären, also zum Beispiel Landwirtschaft.» Es gehe darum, beides miteinander besser zu vereinbaren.
Gute Nachrichten: Es gibt aber auch Lichtblicke. So erhole sich beispielsweise die Population der «Unechten Karettschildkröte» im Mittelmeer. Und in Südostasien seien wieder mehr Tiger gezählt worden. Schliesslich habe sich der Iberische Luchs so ausgebreitet, dass er nicht mehr zu den «stark gefährdeten» Arten zähle. In der Schweiz zählt wiederum der Weissstorch zu den Gewinnern. «Die Gewinnerarten 2024 zeigen, dass sich unser Einsatz für den Schutz der bedrohten Arten und Lebensräume lohnt», erklärt Schmid. 1950 war der Weissstorch in der Schweiz ausgestorben, aber dank des Engagements von Freiwilligen konnten an immer mehr Orten Störche angesiedelt werden. Heute leben wieder fast 900 Brutpaare in der Schweiz. «Das heisst, das Ziel von 300 Paaren im Jahr 2024 wurde deutlich übertroffen», so Schmid.