Die internationale Rote Liste der gefährdeten Arten verbucht mittlerweile mehr als 42'100 Tier- und Pflanzenarten als bedroht, wie die Naturschutzorganisation WWF am Donnerstag durch ihre Jahresbilanz der bedrohten Arten erklärte. Dies seien knapp 30 Prozent aller in der Liste erfassten Spezies.
Die grossen Verlierer im Tierreich
Für Rentiere und Breitmaulnashörner ist 2022 kein gutes Jahr gewesen: Die Bestände sind rückläufig und bedroht. So brach beispielsweise der Bestand der weltweit grössten Population von wild lebenden Rentieren von 417'000 im Jahr 2014 auf heute 250'000 Tiere ein. Ihr Schicksal steht dabei stellvertretend für das tausender Arten.
Ebenfalls stark gefährdet ist das Breitmaulnashorn. In den vergangenen neun Jahren fielen die Bestände in Afrika durch Wilderei von 20'600 auf knapp 16'000 Individuen.
Kein gutes Jahr war 2022 auch für die Schwebfliegen in Europa: Mehr als ein Drittel – 314 von 890 Arten – sind der neuen Roten Liste zufolge durch Landnutzungswandel, Pestizideinsatz und Klimakrise bedroht.
Ein schlechtes Jahr war es auch für den Kaiserpinguin: Im Sommer sei es verpasst worden, die grösste Pinguinart als besonders geschützte Art auszuweisen. Bei den derzeitigen Treibhausgasemissionen drohen laut WWF zwischen 80 und 100 Prozent aller bekannten Kaiserpinguin-Kolonien bis 2100 nahezu zu verschwinden.
Auch die Dugongs driften dem Aussterben entgegen: Vor der ostafrikanischen Küste gibt es nur noch weniger als 250 ausgewachsene, vor Neukaledonien weniger als 900, und in China sollen die Seekühe sogar ausgestorben sein.
Einige Erfolge trotz Rückschlägen
2022 konnten auch einige Erfolge verzeichnet werden: So werden kommerziell gehandelte Hai- und Rochenarten in Zukunft besser geschützt. Erlaubt ist internationaler Handel mit ihnen nur noch, wenn ihre Bestände dadurch nicht gefährdet werden.
Durch Asien streifen auch wieder mehr Tiger: In Nepal leben wieder 355 Exemplare der bedrohten Grosskatzen – fast dreimal mehr als 2009 geschätzt wurden. Auch die Bestände in Bhutan, Russland, China und dem tigerreichsten Land Indien erholten sich den Angaben zufolge gut.
Das Comeback des Jahres feierten laut WWF die Spix-Aras in ihrer brasilianischen Heimat. Durch Lebensraumzerstörung und illegalen Handel gab es Anfang der 2000er Jahre nur noch 55 dieser Papageien in Menschenobhut. Dank eines Nachzuchtprogramms gibt es mittlerweile wieder etwa 290 Tiere.
Und der Buckelwal in Australien schafft es wegen deutlich gewachsener Zahlen sogar ganz von der lokalen Liste bedrohter Arten. Es brauche dennoch mehr Schutz angesichts von Gefahren wie Fischerei, Schifffahrt und Umweltverschmutzung, forderte der WWF.