Der chinesische Staatschef Xi Jinping ist in Serbien zu Besuch. Es ist ein Treffen unter Freunden: Schon im Vorfeld betonten beide Seiten, wie gut und eng die Beziehungen zwischen Serbien und China seien. Die beiden Länder verbinden politische und wirtschaftliche Interessen. Auslandredaktor Janis Fahrländer beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie eng sind die Beziehungen?
Die Partnerschaft wird von beiden als «eiserne Freundschaft» bezeichnet. Diese guten Beziehungen passen zur aussenpolitischen Strategie Serbiens, das ein ausgeglichenes Verhältnis zu allen grossen Machtblöcken anstrebt. Die Verbindungen zu China wurden zuletzt noch intensiviert. Sie reichen von einer gegenseitigen Visafreiheit bei der Einreise über ein im letzten Jahr vereinbartes Freihandelsabkommen bis hin zu kulturellen Einrichtungen Chinas in Serbien. Ein wichtiger Pfeiler ist auch das gemeinsam erlittene Leid durch den Nato-Angriff auf die chinesische Botschaft 1999 in Belgrad.
Wie funktioniert die wirtschaftliche Zusammenarbeit?
China ist schon jetzt nach der EU der grösste ausländische Investor in Serbien und die beiden Staaten bauen die wirtschaftliche Zusammenarbeit stetig aus. Der Balkanstaat ist Teil der chinesischen «Belt and Road Initiative». China investiert daher viel Geld in Infrastrukturprojekte. Das Flaggschiffprojekt ist dabei eine Hochgeschwindigkeitszugverbindung zwischen Serbien und Ungarn, die in Teilen bereits fertig ist. Dank des chinesischen Gelds konnte auch die Fahrzeit zwischen Belgrad und Novi Sad, der zweitgrössten Stadt Serbiens, von 90 Minuten auf eine halbe Stunde reduziert werden. Hinzu kommen Investitionen in die serbische Industrie.
Wie stehen sich die beiden Staaten politisch bei?
Serbien unterstützt China in der Taiwanfrage und China teilt die serbische Position zu Kosovo. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat mehrmals betont, Serbien betrachte Taiwan als Teil Chinas. Umgekehrt erkennt China die Unabhängigkeit Kosovos nicht an. Als Vetomacht in der UNO ist es damit ein wichtiger Verbündeter Serbiens, da es die Aufnahme Kosovos in die UNO verhindern kann. Serbien äussert keine Kritik bei Menschenrechtsfragen. China umgekehrt kritisiert Vucic nicht für seinen zunehmend autoritären Regierungsstil. Die beiden Länder eint auch die Skepsis gegenüber der Nato und einer vom Westen dominierten Weltordnung.
Wie steht die serbische Bevölkerung zu China?
Meinungsumfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung Serbiens ein positives Bild von China hat. Umgekehrt sanken zuletzt die Zustimmungswerte gegenüber der EU. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Während der Coronapandemie schickte China öffentlichkeitswirksam Hilfe in Form von medizinischem Material und Impfstoffen. Die Infrastrukturprojekte, wie die Zugverbindung nach Novi Sad, spüren die Menschen ganz konkret. Der EU gelingt es dagegen nicht, ihre ebenfalls umfangreichen Investitionen hervorzuheben. Das liegt wohl auch daran, dass viele Serben und Serbinnen den Glauben an eine EU-Mitgliedschaft verloren haben.