Seit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober greift die israelische Armee den Gazastreifen tagtäglich aus der Luft an. Mehrere hundert Ziele pro Tag beschiesst sie mit Artilleriegeschützen und Kampfjets. Sie treffen dabei nicht nur Stellungen der Hamas, sondern auch unzählige Wohnhäuser und zivile Einrichtungen.
Dem Krieg können die Menschen im Gazastreifen nicht entkommen. Das Gebiet ist eines der dichtbesiedelsten der Welt. Kommt hinzu, dass die Hamas bewusst zivile Infrastrukturen wie Schulen oder Spitäler als Operations- und Logistikbasen nutzt, wie es von israelischer Seite heisst. Ausserdem feuert sie aus Siedlungen Raketen auf Israel ab. Die israelischen Gegenschläge verwüsten unweigerlich die dort umliegenden Gebäude.
Die Zerstörung im Gazastreifen durch die Luftangriffe zeigen kürzlich veröffentlichte Satellitenbilder des Unternehmens Maxar. Es stellte zudem Aufnahmen von vor Kriegsbeginn zur Verfügung, was einen Vergleich ermöglicht. Das erste Bild zeigt den Ort Beit Hanoun im Nordosten des Gazastreifens, der nur rund zwei Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt ist.
Der Grenzort ist laut der israelischen Armee ein wichtiger Stützpunkt der Hamas. Kurz nach Kriegsbeginn gingen auf einen grossen Teil von Beit Hanoun Luftschläge nieder. Gemäss dem Gesundheitsministerium des Gazastreifens wurde auch ein Spital beschädigt. Kurz nach Beginn der Bodenoffensive Israels um den 27. Oktober gab es im Ort auch Feuergefechte zwischen israelischen Soldaten und Anhängern der Hamas.
Die Satellitenbilder zeigen, wie in Bait Hanoun mehrstöckige Wohnhäuser und ganze Häuserreihen dem Erdboden gleichgemacht wurden. Auch in Gaza-Stadt nahe dem Shati-Flüchtlingslager gibt es nach den über drei Wochen Krieg massive Zerstörung. Auf der Satellitenaufnahme ist im Detail zu sehen, wie ein Komplex von 13 Wohnhäusern mit je bis zu 11 Geschossen fast vollständig zerstört wurde.
Wie viele Gebäude im Gazastreifen bislang durch die Luftangriffe zerstört wurden, lässt sich nicht genau beziffern. Gemäss Zahlen des Ministeriums für Wohnungsbau, auf die sich die UNO stützt, wurden bis zum 23. Oktober 6179 Gebäude zerstört. Konkret gelten nach den Angaben 27'781 Wohneinheiten – also Wohnhäuser und Appartements – als zerstört oder unbewohnbar. Die Verwüstung zeigt sich auch in Atatra im Nordwesten des Gebiets:
Mit der Verwüstung im Gazastreifen gehen auch hohe Verluste an Menschenleben einher. Gemäss dem Gesundheitsministerium des Gebiets sind dort bislang über 8000 Menschen getötet und über 20'000 verletzt worden. Über zwei Drittel der Opfer seien in ihren Häusern an der Seite ihrer Familien ums Leben gekommen, wie es in einem Bericht von OCHA, dem UNO-Amt für die Koordination humanitärer Angelegenheiten, heisst.
Erschwerte Bergungsarbeiten
Nach wie vor würden rund 1800 Menschen vermisst. Viele davon werden unter den Trümmern der zerstörten Gebäude vermutet. Doch sowohl die Rettung von Überlebenden als auch die Bergung der Leichen gestaltet sich angesichts des andauernden Beschusses und der Blockade schwierig.
Die Zahlen und die Satellitenbilder zeigen nur eine Momentaufnahme der Zerstörung im Gazastreifen. Das ganze Ausmass bleibt mit den weiter anhaltenden Luftangriffen unbekannt. Zudem rückt die israelische Armee nun nach dem Start der Offensive auch am Boden mit schwerem Gerät vor.