Was ist passiert? Vor genau zwei Monaten hatte Dänemark die Corona-Pandemie für beendet erklärt. Die Regierung hob alle Beschränkungen in der Öffentlichkeit auf. Doch nun buchstabiert das skandinavische Land zurück. Auf Vorschlag der Regierung berät eine Kommission des dänischen Parlaments, ob wieder Massnahmen eingeführt werden sollen. Grund dafür sind die schnell ansteigenden Infektionszahlen – trotz der hohen Impfrate von fast 85.9 Prozent.
Um welche Massnahmen geht es? Ministerpräsidentin Mette Frederiksen kündigte an, dass die Regierung das sogenannte Corona-Zertifikat wieder einführen möchte. Das ist ein Coronapass, den man zeigen muss, wenn man beispielsweise ins Restaurant oder in eine Bibliothek gehen will. Auch wenn mehr als 200 Personen sich in Innenräumen oder 2000 in Aussenräumen treffen, sollen wieder Beschränkungen eingeführt werden. Und man möchte die Kampagne für die dritte Impfung verstärken. 400'000 Däninnen und Dänen sind bereits ein drittes Mal geimpft.
Wird der Ausschuss zustimmen? Der Epidemien-Ausschuss berate diese Vorschläge nun, erklärt Nordeuropakorrespondent Bruno Kaufmann. Die sozialdemokratische Regierung von Ministerpräsidentin Frederiksen habe im Parlament zwar nur eine Minderheit hinter sich. «Aber ich denke, dieser Ausschuss wird den Vorschlägen mehrheitlich zustimmen. Das hat man von verschiedenen Parteien gehört – vor allem von den Parteien zur Linken und zur Mitte.» Die bürgerlich-rechten Parteien seien dagegen. «Aber sie sind in dem Ausschuss in der Minderheit.»
Hat Dänemark einen Fehler gemacht? Vom offiziell vor zwei Monaten erklärten Pandemie-Ende hatten sich einige Däninnen und Dänen eine totale Rückkehr zur Normalität versprochen. Auch, da zum damaligen Zeitpunkt die Ansteckungszahlen sehr tief waren und in den Spitälern kaum Covid-19-Erkrankte lagen. «Deshalb konnte man sich das damals leisten», so Kaufmann. Aber die Situation habe sich inzwischen massiv verändert: «Die Zahlen sind in die Höhe geschnellt und jetzt konnte die Regierung gar nicht anders handeln, als sie es getan hat.»
Warum sind die Zahlen so hoch? Ministerpräsidentin Frederiksen sagte bei einer Medienkonferenz am Montagabend, dass die hohe Impfquote nicht genüge, und dass die 14 Prozent der Bevölkerung, die nicht geimpft seien, sich jetzt schnell ansteckten. Das führe auch dazu, dass nun viele Menschen mit Vorerkrankungen in den Spitälern landen und der Druck auf das Gesundheitswesen wachse. Deshalb brauche es jetzt diese dritte Impfung – und die 14 Prozent, die noch nicht geimpft sind, sollen sich jetzt auch impfen lassen, so Frederiksen.
Dänemark muss sich eingestehen, die Pandemie ist noch nicht zu Ende.
Wie steht die Regierung nun da? Die Regierung gebe ein schlechtes Bild ab, so der Nordeuropakenner. «Auch mit Blick auf die kommende Woche, dann finden Gemeindewahlen statt.» Vor wenigen Tagen sei die Premierministerin noch durchs Land gereist und habe Leute umarmt. «Und diese Bilder gehen jetzt natürlich durch die Medien.» Die Parteien seien vorsichtig geworden. «Dänemark muss sich eingestehen, die Pandemie ist noch nicht zu Ende.»