Darum geht es: Seit Anfang Februar dürfen sich die Menschen in Dänemark wieder ohne Mund-Nasen-Schutz zulächeln. Ein erster Versuch einer Abschaffung der Corona-Massnahmen war bereits im September unternommen worden. Damals dauerte diese Freiheit gut zwei Monate an. Dann kam die Omikron-Variante und Dänemark erlebte einen starken Anstieg an Covid-19-Infektionen, der bis heute anhält.
Deshalb dieses Timing: Die Regierung wagt diesen Schritt und hebt jetzt schon alle Massnahmen für die Bevölkerung auf, «weil die Situation doch einzigartig ist», sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Einerseits seien die Infektionszahlen zwar sehr hoch. «Doch gleichzeitig sind die Spitaleinweisungen stark abgeflacht, es liegen kaum noch Menschen in den Intensivstationen, und es sind nur noch ganz wenige Todesfälle mit Corona zu verzeichnen.» Die Regierung argumentiere deshalb, Corona sei keine gesellschaftsgefährdende Krankheit mehr.
So reagieren die Menschen im Land: «In vielen Ländern hat man ja immer wieder davon gesprochen, dass Corona eine Art Marathonlauf sei, der viel Geduld brauche», sagt Kaufmann. «In Dänemark ist Corona eine Achterbahnfahrt: Da gehts rauf mit den Massnahmen, dann wieder runter.» Die Däninnen und Dänen hätten das nun schon mehrfach miterlebt. Und die Massnahmen, die in den letzten Monaten wieder eingeführt wurden wegen Omikron – massgeblich Zertifikate, Masken und geschlossenen Lokale –, die seien jetzt wieder vom Tisch.
In Dänemark ist Corona eine Achterbahnfahrt: Da gehts rauf mit den Massnahmen, dann wieder runter.
Das ist diesmal anders: Der Unterschied zur Abschaffung der Corona-Massnahmen im letzten September sei, dass der «Freedom Day» dieses Mal etwas weniger ausgelassen gefeiert werde, beobachtete Kaufmann. «Die Dänen sind also erleichtert, aber auch ein bisschen zurückhaltender als noch im letzten Herbst.» Was man sehen konnte, war ein Nachtessen der Ministerpräsidentin mit dem Oppositionsführer. Sie teilte das Bild in den sozialen Medien und schrieb dazu: «Jetzt dürft ihr wieder raus.»
Das ist die Situation im Land: In Dänemark haben die Menschen den Kurs der Regierung gut mitgetragen, wie der Nordeuropa-Korrespondent bilanziert. «Es gibt ein sehr grosses Grundvertrauen in die Politik, aber auch in die Behörden.» Man habe in Dänemark weniger Proteste gegen Corona-Massnahmen gesehen als in anderen Ländern. Gleichzeitig habe Dänemark sein rigoroses Testregime bis heute strikte durchgezogen.
Über 80 Prozent der Bevölkerung haben zudem bereits die dritte Impfung bekommen, Risikopersonen werden zum vierten Mal geimpft. «Es ist schon interessant, dass ein eigentlich sehr freiheitsliebendes, individualistisches Land diese Massnahmen mitträgt», so Kaufmann.
So sind die Erfolgsaussichten: Die Regierung von Mette Frederiksen sagte diesmal, anders als beim letzten «Freedom Day», nicht mehr explizit «die Pandemie ist zu Ende», sondern «die Gefährlichkeit der Corona-Pandemie ist zu Ende». Man schliesse aber nicht aus, dass es im Herbst dann vielleicht doch wieder zu einem erneuten Anstieg der Hospitalisierungen kommen könnte, höre man bereits in Kopenhagen.