Die Chefinnen des norwegischen Geheimdienstes und der Polizei informierten am Dienstagabend über die Erhöhung der Terrorwarnung auf die vierte von insgesamt fünf Stufen. Angesichts der anhaltenden Eskalation im Nahostkonflikt werde neu von einer «hohen» Terrorbedrohung ausgegangen.
Die Behörden betonten, dass auch staatliche Akteure verstärkt überwacht würden, die kriminelle Netzwerke für Terrorakte nutzen könnten. Sie spielten dabei auf jüngste Schüsse und Explosionen in der Nähe der israelischen Botschaften im schwedischen Stockholm und im dänischen Kopenhagen an.
Kontakte zu Iran vermutet
Dort wurde Tatverdächtige festgenommen, die Kontakte zu entsprechenden Netzwerken in Norwegen und iranischen Staatsstellen haben sollen, wie Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann erklärt. Im Visier sind offenbar junge Bandenkriminelle, die im Auftrag von Iran gehandelt haben könnten.
Auch in Norwegen werden jüdische und israelische Institutionen wie Synagogen und Botschaftsgebäude schon seit längerem von der Polizei stärker bewacht. Mit der erhöhten Terrorwarnstufe soll die Polizei generell nun noch stärker sichtbar sein.
Polizei tritt bewaffnet auf
Mit der erhöhten Terrorwarnstufe tritt laut Kaufmann in Norwegen ein ganzes Paket von Massnahmen in Kraft: Die Patrouillen der Polizei werden vor allem in bestimmten Gebieten und Quartieren der grossen Städte nochmals verstärkt. Auch die Grenzschutzkontrollen werden erhöht.
Zudem werden die Polizeibeamten landesweit ab sofort bewaffnet sein, was normalerweise nicht der Fall ist. Das ist vor allem ein Signal an die Bevölkerung, dass die Polizei einsatzbereit ist. Dass man vorsichtig und aufmerksam sein sollte.
Verdächtige Kreise werden verstärkt überwacht. Und Veranstaltungen, die allenfalls Ziel solcher Angriffe werden könnten, werden besser bewacht. Das gilt vorab für den am Wochenende anstehenden höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.
Anschläge von 2011
Norwegen hat die britische Tradition übernommen, dass Polizeibeamte im Dienst in der Regel nicht bewaffnet sind. Vor allem seit den Terroranschlägen von 2011 in Oslo und Utoya wurde aber dafür gesorgt, dass diese Vorgaben bei Bedarf rasch geändert werden können und Polizei sich entsprechend ausrüstet. Laut Kaufmann sind die Massnahmen in der Bevölkerung auf viel Zustimmung gestossen. Die Erkenntnis habe sich längst durchgesetzt, dass Norwegen keine Oase fernab von allen Kriegen mehr ist.