«Wundertüte Jagdgesetz» hatte ich vor einem Monat, bei der letzten Abstimmungs-Umfrage, die Analyse betitelt. Und die Wundertüte ist diesem Ausdruck gerecht geworden.
In keiner anderen der fünf Abstimmungsvorlagen ist seither so viel an Meinungsbildung passiert. Während damals 54 Prozent der Stimmwilligen das Jagdgesetz angenommen und nur 38 Prozent abgelehnt hätten, sieht es jetzt komplett anders aus: 46 Prozent Ja, 48 Prozent Nein. Die Vorlage von Parlament und Bundesrat droht abzustürzen.
Starke Verbände
Das zeigt einerseits die Kampagnenkraft von Umwelt- und Tierschutz-Organisationen. WWF, Pro Natura, Schweizer Tierschutz und andere Organisationen haben in den letzten Wochen eine massive Präsenz auf allen Kanälen gezeigt und viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bis weit ins bürgerliche Lager hinein auf ihre Seite ziehen können.
Mit plakativen Botschaften («Abschussgesetz»!), einer gezielten Bildsprache und der Emotionalität, die Tierschutzthemen immer innewohnen, auf ihrer Seite. Die Kampagne gegen das Jagdgesetz ist der aktuelle Beweis dafür, dass die Umweltverbände mittlerweile über eine ebenso hohe Finanzkraft und Professionalität verfügen wie die Wirtschaftsverbände.
Erstes erfolgreiches Referendum seit drei Jahren?
Die beste Kampagne nützt aber nichts, wenn die Botschaften nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Und da zeigt sich, dass im Vergleich zur Umfrage Anfang August vor allem Frauen, Junge und Grün-Wählende auf die Nein-Seite gewechselt haben. Das sind just die Kreise, die in den Wahlen 2019 stark zugelegt hatten.
Sollte das Jagdgesetz am 27. September abgelehnt werden, was im Moment wahrscheinlich ist, wäre es das erste erfolgreiche Referendum seit drei Jahren. Und es wäre ein Beleg, dass die politische Schweiz nicht nur an den Wahlurnen, sondern auch bei Abstimmungen grüner, weiblicher und jünger geworden ist.