Viel Aufwand für die Fallen: «Da hat's Enten, viele Wasservögel, einen Schwimmer und einen Standup-Paddler», erklärt Erwin Osterwalder beim Betrachten der Bilder aus den Fotofallen am Hallwilersee. «Aber der Kaiman ist auch dieses Mal nicht auf den Fotos zu sehen.» Der Fachspezialist Jagd und Fischerei beim Kanton hat mit seinen Kollegen in den letzten Wochen unzählige Bilder durchgesehen, auf der Suche nach dem Kaiman. Wie viele, das weiss Osterwalder nicht mehr. Aber: «Diese Arbeit hat uns pro Woche etliche Stunden Zeit gekostet, ohne dass wir den Kaiman einmal gesehen hätten.» Deshalb ist nun Schluss.
Hunderte von Kameras nötig: Die Fotofallen am Hallwilersee wurden letzte Woche eingesammelt und ein letztes Mal ausgewertet. Aus zwei Gründen: Einerseits sei der Aufwand zu gross, den der Kanton betreiben muss, um die Fotofallen zu betreuen und die Bilder von fünf Kameras Woche für Woche auszuwerten. Andererseits bräuchte man Hunderte von Kameras, um den See richtig im Auge zu haben und das exotische Tier zu sehen. «Mit unseren fünf Kameras konnten wir nur einen Abschnitt beobachten. Das ist viel zu wenig, um den Kaiman tatsächlich finden zu können.»
Das mysteriöse Tier: Um den Kaiman – sollte er denn tatsächlich existieren – noch zu finden, ist der Kanton nun ausschliesslich auf Augenzeugen angewiesen. Man werde Hinweisen nach wie vor nachgehen, heisst es. Doch: Sehen ist das eine, das Tier einfangen etwas anderes. Wie das laufen würde, das ist laut Erwin Osterwalder noch nicht vollständig geklärt.
Ob das Tier überhaupt da ist, das ist nochmals eine andere Frage. Eine eindeutige Antwort hat er nicht. «Es gab zwar Sichtungen des Tiers, aber kein Foto. Das könnte dafür sprechen, dass der Kaiman nicht existiert», so der Fachspezialist. «Weil wir aber eben nur einen kleinen Teil des Sees beobachten konnten, ist es gut möglich, dass das Tier an einem anderen Ort des Sees ist – und wir es nicht gefunden haben.»
Glaubwürdiger Augenzeuge: Kaiman: Ja oder Nein? Darauf hat auch der Leiter der Hallwilersee-Ranger keine klare Antwort. Auch er hat das Tier nicht gesehen und kann nicht sagen, ob es nun da ist oder nicht. Theoretisch sei es möglich, weil eben viele Leute hier Tiere aussetzen, die nicht mehr erwünscht sind: Sonnenbarsche, Rotwangen-Schildkröten etc. etc. Die Liste sei lang, so Fürst.
Genausogut könne es aber auch sein, dass der Kaiman in Wirklichkeit ein grosser Wels oder ein Hecht ist. «Die haben auch eine helle Unterseite, wie der Kaiman.» Die Aussagen des Fischers wolle er aber nicht anzweifeln. Die Kantonspolizei Aargau habe die Person genau geprüft und befragt und sei zum Schluss gekommen, dass seine Aussagen plausibel seien.
Welse fressen Enten: Dass – wie von mehreren Medien berichtet – ein bestimmter Wels hinter der Kaiman-Sichtung stecke, darüber können die Experten Osterwalder und Fürst nur lachen. Der vermeintliche Kaiman war entdeckt worden, als er eine kleine Ente geschnappt hatte. Daraufhin wurde bekannt, dass während dieser Zeit ein Fischer einen Wels mit einem kleinen Wasservogel im Bauch gefischt hatte. «Wenn ein Wels einen Wasservogel im Bauch hat, ist das normal. Das ist nun mal seine Nahrung», erklärt Ranger-Chef und Wildhüter Bruno Fürst.