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Medikament soll Brustkrebsrisiko halbieren
Aus Rendez-vous vom 09.11.2023. Bild: IMAGO
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Kampf der häufigsten Krebsart Grossbritannien ermöglicht neue Brustkrebs-Prävention

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Form von Krebs. Jedes Jahr gibt es in der Schweiz 6500 neue Fälle und etwa 50 bei Männern. Früh entdeckt, sind die Heilungschancen recht gut. Krebsbehandlungen kosten aber. Darum begeht Grossbritannien einen neuen Weg. Ein Mittel, das sonst Brustkrebspatientinnen einnehmen, sollen gesunde Frauen vorbeugend verschrieben bekommen. SRF-Wissenschaftsredaktorin erklärt, worum es geht.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsjournalistin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsredaktorin bei SRF. Sie ist Biologin und versucht zu verstehen, wie die Wissenschaft helfen kann, Antworten auf gesellschaftlich wichtige Fragen zu finden.

Wer soll dieses Medikament namens Anastrozol in Grossbritannien bekommen?

In Grossbritannien steht es neu Frauen zur Verfügung, die über 50 sind, und die ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken, nämlich Frauen, bei denen das Risiko mindestens doppelt so hoch ist wie normal. Sie sollen das Medikament fünf Jahre lang nehmen, und können damit – das sagen Studienergebnisse – ihr Risiko zu erkranken, halbieren, quasi auf normal bringen.

Brustkrebsrisiko bei Frauen in Zahlen:

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Jede Frau hat ein Risiko von ungefähr 13 Prozent, dass sie im Lauf ihres Lebens Brustkrebs bekommt. In Grossbritannien sollen Frauen das Medikament bekommen, deren Risiko bei 26 Prozent liegt. Das sind zum Beispiel Frauen, die Brustkrebs in der Familie haben, oder bei denen man bei der Mammografie Auffälligkeiten gefunden hat.

Wie viel hofft das britische Gesundheitswesen damit einzusparen?

Das ist mit Blick auf Grossbritannien genau die richtige Frage, die Entscheidungen dort werden gerne stark mit Blick auf den nationalen Geldbeutel getroffen. Die Organisation Cancer Research UK hat das mal grob überschlagen: Wenn von den knapp 290'000 Frauen, die infrage kommen, jede Vierte das Medikament nehmen würde, könnte man laut dieser Berechnung 2000 Erkrankungen verhindern und damit 15 Millionen Pfund sparen.

Zwei Frauen schauen sich eine Röntgenaufnahme einer Brust an.
Legende: Wenn bei der Mammografie Auffälligkeiten festgestellt werden, ist das Risiko gross, an Brustkrebs zu erkranken. Keystone/Archiv/Hannibal Hanschke

Welche Nebenwirkungen kann Anastrozol haben?

Dieses Medikament kann starke Nebenwirkungen haben: Osteoporose und Beschwerden an den Gelenken, aber auch Hitzewallungen oder Nachtschweiss. Das ist spürbar, und teilweise auch langfristig relevant.

Angesichts dieser Nebenwirkungen: Was kann eine Motivation sein, das Krebsmedikament vorbeugend einzunehmen?

Das sind sehr persönliche Entscheidungen, im Umgang mit Krebs und Krebsrisiko. Wenn eine Frau weiss, dass sie ein erhöhtes Risiko hat, müssen sie und ihr Umfeld mit dieser Angst leben und sie kann erstmal nicht viel dagegen tun, ausser regelmässig zur Vorsorge zu gehen. Da ist so ein Medikament vielleicht ein Weg, wieder etwas in die Hand zu nehmen, und nicht nur abzuwarten, ob die Krankheit sie trifft.

Können sich interessierte Frauen in der Schweiz das Medikament auch vorbeugend verschreiben lassen?

Nein, das ist in der Schweiz so nicht möglich, das Medikament könnten Ärzte höchstens im Einzelfall, off-label auf Wunsch aufschreiben, und dann wohl auch nur für Selbstzahlerinnen. Die Kosten wären nicht so hoch, das fällt nicht ins Gewicht. Ich hab mich unter Medizinern in der Schweiz umgehört, und stiess auf Zurückhaltung. Frauen, die ein genetisch bedingt sehr stark erhöhtes Risiko haben, entscheiden sich in der Mehrheit ohnehin inzwischen für eine Mastektomie. Das Erkrankungsrisiko dieser Frauen liegt bei etwa 70 Prozent. Selbst wenn man es mit diesem Medikament auf 35 Prozent senken kann, ist es immer noch sehr hoch. Und diejenigen Frauen, bei denen das Risiko nicht ganz so stark erhöht ist, könnten mit Screenings und Vorsorge schon viel erreichen. Was in Grossbritannien von vielen begrüsst wird, stösst also hier eher auf Skepsis.

Was ist eine Mastektomie?

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Mastektomie ist die chirurgische Entfernung von Brustgewebe und bezeichnet die vollständige oder teilweise Entfernung der weiblichen oder männlichen Brustdrüse beziehungsweise der Milchdrüse bei anderen Säugetieren.

Rendez-vous, 09.11.2023, 12:30 Uhr ; 

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