Schattdorf mit seinen rund 5000 Einwohnern hat einen Dorfkern wie viele andere Orte im Urner Reusstal: Eine Bushaltestelle, eine Bäckerei, ein Lebensmittelgeschäft – und die Kantonalbank. Bei der Bank wird bald aber alles anders: Das Personal wird abgezogen – die Kunden werden künftig noch per Videoschaltung beraten.
Das sei ein klarer Abbau, ärgern sich die Leute im Dorf. Ein Passant spricht von einer «Katastrophe». Ein anderer überlegt, zur Raiffeisen zu wechseln. Und eine Frau meint, dass ältere Menschen Berührungsängste gegenüber Technik hätten.
Sie haben immer gesagt: ‹Wir sind die Bank der Urner›. Jetzt scheint mir, dass es ‹Money First› statt ‹Uri First› heisst.
In einem Werbefilm zeigt die UKB, wie die Videoschaltung funktionieren soll:
Auch Zahlungsaufträge mit digitaler Unterschrift sollen möglich sein. Die UKB ist dabei, ihr Filialnetz radikal umzubauen. An vier Orten will sie nur noch per Video präsent sein, drei Filialen werden ganz geschlossen.
Das heisst: Von ursprünglich neun klassischen Filialen mit Personal bleiben noch zwei übrig. Bis zu 20 Stellen werden abgebaut. Diese Pläne kommen beim Urner FDP-Landrat Georg Simmen gar nicht gut an: «Sie haben immer gesagt: ‹Wir sind die Bank der Urner›. Jetzt scheint mir, dass es ‹Money First› statt ‹Uri First› heisst.»
Debatte um Service public
Die Bank schreibe regelmässig Gewinne und sei gut sehr aufgestellt. Er könne nicht verstehen, warum die Führung mit einem Abbau-Programm alles über den Haufen werfe. Als Kantonalbank mit Staatsgarantie und im hundertprozentigen Besitz des Kantons sei sie auch der Bevölkerung verpflichtet.
Auch der älteren Kundschaft, gerade in einem Bergkanton, sagt Simmen: «Ihr grosser Vorteil war immer die Kundennähe. Diesen gibt man ohne Not auf und lässt die Kunden im Regen stehen.» Eigentlich sollte die Politik der Bank nicht ins Geschäftliche reinreden, sagt Simmen. Aber: Er mache sich Sorgen um das Image der Bank und dass Kunden ihre Gelder abziehen.
Simmen ist mit diesen Bedenken nicht alleine. Auch Politikerinnen und Politiker aus den Reihen der SP und der SVP haben bei der Urner Regierung Vorstösse eingereicht. Die SVP fordert sogar die Abberufung des Bankrats und der Geschäftsleitung.
Wir verzeichnen in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sechzig Prozent weniger Schaltertransaktionen.
Diesen Unmut in Politik und Bevölkerung nehme man ernst, sagt UKB-Chef Christoph Bugnon. Das Ziel sei es aber, dass die Bank auch noch in dreissig Jahren erfolgreich sei. Deshalb brauche es die Umstrukturierung. Denn immer weniger Kunden suchten eine Bankfiliale auf:
«Wir verzeichnen in den letzten zehn, fünfzehn Jahren sechzig Prozent weniger Schaltertransaktionen. Wir geben das nicht komplett auf, wie es zum Teil andere tun.» Man versuche aber, sich dem Kundenbedürfnis anzupassen und alles effizienter zu gestalten.
Wenig Hoffnung in Schattdorf
Und: Videoschaltungen seien kein Serviceabbau. Im Gegenteil: Schliesslich habe der Videoschalter deutlich längere Öffnungszeiten als die klassische Filiale. Der UKB sei der Service public auch künftig sehr wichtig, sagt Bugnon: «Wir sind überzeugt, dass wir ein flächendeckendes Angebot für die unterschiedlichen Bedürfnisse im Kanton haben.»
Mit dem Vorgehen der Bank zeigt sich aber auch die Urner Regieurng unzufrieden. Sie sei nur ungenügend informiert worden über die Pläne. Beim Um- und Abbau der Filialen will sie der Bank aber keine Vorgaben machen. Sie müsse sich den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen.
Das heisst: Grosse Hoffnungen dürfen sich die Leute in Schattdorf nicht machen, dass bei ihrer Bank im Dorf alles beim Alten bleibt.