Der Maulwurf – das ist ein Metallpfosten, 50 Zentimeter lang und 2.5 Zentimeter dick. Er sieht aus wie ein Minitorpedo ohne Propeller. In seinem Inneren befindet sich ein spitzer Hammer, der langsam ins Marsinnere vordringen soll. Doch der Maulwurf hat noch kein Startsignal von der Erde bekommen. «Das kann noch etwas dauern», sagt Tilman Spohn vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der das Experiment leitet.
«Es ist ein sehr ordentlicher, sehr organisierter und sehr kontrollierter Prozess. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Und selbst wenn wir Wissenschaftler sagen: Was soll da noch passieren? Dann sagen sie, nein, das machen wir jetzt so.» Sie, das sind Ingenieure im Nasa-Kontrollzentrum in Kalifornien. Dort halten sich derzeit auch Spohn und sein Team auf.
Momentan gibt es ein Problem: Ein Kabel könnte sich mit dem Greifarm verheddern, der den Maulwurf noch mit der Marssonde «InSight» verbindet. «Wir sind zwar ungeduldig, aber das wollen wir dann auch nicht», sagt Spohn.
Rückschlüsse auf Entstehung der Erde
Das Kabel muss neu verlegt werden, auch wenn das noch einmal zwei Tage Zeit kostet. Danach soll das Hämmern endlich losgehen. Erst 70 Zentimeter in die Tiefe, abkühlen, Daten sammeln, dann in 50 Zentimeter-Etappen weiter ins Innere des Planeten. Was auf der Erde ein leichter Spatenstich wäre, entspricht auf dem Mars einem Tiefenrekord. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Marskruste. Diese könnten auch Rückschlüsse darüber zulassen, wie die Erde entstanden ist.
In einem Nebengebäude des Kommandozentrums steht ein Modell der Nasa-Sonde, die den Maulwurf Ende November auf den Mars gebracht hat, massstabsgetreu nachgebaut. Hier werden Kommandos für die Instrumente simuliert. «So wie es jetzt hier steht, so steht das auch auf dem Mars», erklärt Spohn. Doch statt auf roter Erde, stehen die Geräte hier auf grauen Kieseln.
Exakte Nachbildung auf Testgelände
Statt von endloser Weite, sind sie von Messgeräten, Scheinwerfern, Kameras und Warnschildern umstellt. Statt Marswind bläst die Klimaanlage. Marleen Martinez Sundgaard leitet die Nasa-Tests in diesem Gebäude. Sie und ihr Team werten Bilder aus, die die Sonde zur Erde schickt, und verschieben die irdischen Kiesel so, dass sie exakt die Umgebung der Sonde wiedergeben.
Im Training, so Martinez Sundgaard, hätten die Nasa-Geologen befohlen, Täler und hohe Hügel zu bauen. Doch die Sonde ist auf dem Mars in einer flachen Ebene mit nur drei Zentimeter Höhenunterschied zum Maulwurf gelandet. Der steht weiter da und wartet auf sein Startkommando.
Für Matthias Grott, Projektmanager vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), steigt die Spannung: «Das ist der Punkt, an dem auch unsere Arbeit getestet wird. Bis jetzt haben die Kollegen vorgelegt. Dann sind wir dran.» Erst nach dem Start wird sich zeigen, ob sich der Maulwurf tatsächlich in den Mars versenken lässt. Läuft alles wie geplant, wird er zwei Jahre lang Daten aus dem Inneren des Roten Planeten zur Erde schicken.