Griechenland wird seit vergangener Woche von einer massiven Hitzewelle heimgesucht. Temperaturen bis 45 Grad Celsius wurden gemessen, an manchen Orten zeigt das Thermometer auch nachts noch mehr als 30 Grad an. Ohne Klimaanlage würde man sich wohl zu Tode schwitzen, sagt der in Athen lebende Journalist Takis Tsafos.
SRF News: Welche Gebiete Griechenlands sind von der Hitzewelle besonders betroffen?
Takis Tsafos: Es sind vor allem die Ballungszentren wie Athen, Thessaloniki oder Patras. Von der Hitze besonders betroffen sind aber auch manche Täler, aus der die Wärme nicht abziehen kann, wie etwa bei Sparta oder Larisa, wo heute bis zu 47 Grad erwartet werden.
In Griechenland ist man sich im Sommer zwar hohe Temperaturen gewohnt – doch über 30 Grad in der Nacht sind auch dort ungewöhnlich. Wie gehen die Leute damit um?
Es ist ein Albtraum. Draussen ist es unerträglich heiss, es weht überhaupt kein Wind und zum Atmen ist es, als ob man Watte in der Nase hätte. Drinnen ist es nach fünf Tagen ununterbrochen laufender Klimaanlage ebenfalls ungemütlich, man kriegt Halsschmerzen und Kopfschmerzen wegen der künstlichen und trockenen Luft.
Gibt es angesichts der vielen laufenden Klimaanlagen keine Probleme mit der landesweiten Stromversorgung?
Bis jetzt nicht. Doch die Regierung befürchtet, dass es wegen der grossen Last zu Stromausfällen kommen könnte. Sie rief deshalb heute dazu auf, die Innenräume höchstens auf 26 Grad herunterzukühlen.
Die Regierung befürchtet, dass es zu Stromausfällen kommen könnte.
Zudem sollen keine anderen Geräte benutzt werden, die viel Energie brauchen, wie etwa elektrische Kochherde. Auch wurden einige Kraftwerke, die jetzt eigentlich von Kohle auf Gas umgerüstet werden sollten, wieder mit Kohle ans Netz gebracht, damit man möglichst viel Strom ins Netz einspeisen kann.
Ein Ende der Hitze ist nicht abzusehen. Wie blicken die Menschen der Situation entgegen?
Zunächst hatte man gehofft, dass diese extreme Hitzewelle bloss ein paar Tage dauern würde. Doch inzwischen befürchten die Wetterexperten, dass das Wetterphänomen mit kleinen Schwankungen noch bis Mitte August anhalten könnte. Sicher scheint, dass die Tagestemperaturen bis nächstes Wochenende kaum unter 44 Grad sinken werden.
Handelt es sich um eine historische Hitzewelle für Griechenland?
Letztmals wurden 1987 ähnliche Temperaturen gemessen, doch die damalige Hitzewelle dauerte bloss acht Tage. Damals starben gemäss Schätzungen rund 4000 Menschen wegen der Hitze. Immerhin: Heute verfügen viel mehr Haushalte über Klimaanlagen. So können sich die Menschen immerhin nachts etwas abkühlen. Sonst würde man sich praktisch zu Tode schwitzen.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.