Ein Rückgang der Wildtiere um zwei Drittel – das klingt dramatisch, aber es ist nur ein Durchschnittswert über alle Weltregionen und Lebensräume. In Südamerika liegt der Rückgang sogar bei über 90 Prozent.
Und im Lebensraum Süsswasser – in Feuchtgebieten, Seen und Flüssen – sind die Bestände jener Tierarten, die von den Forschern beobachtet wurden, um über 80 Prozent eingebrochen.
«Sehr beunruhigend»
«Das ist ein einmaliger Rückgang in der Geschichte unseres Planeten und sehr beunruhigend», sagt Thomas Vellacott, Leiter des WWF Schweiz. Beunruhigend, weil die Natur verarmt und weil es auch den Menschen trifft: Vom Fischfang zum Beispiel leben Millionen von Menschen, die immer weniger zu fangen haben.
Auch die Jagd ist wichtig fürs Überleben vieler Menschen. Diese Jagd ist aber auch ein Grund dafür, dass viele Tierarten seltener werden. Doch der wichtigste Grund ist ein anderer, sagt Vellacott: «Der stärkste Faktor ist die Zerstörung von Lebensräumen für die Nahrungsmittelproduktion. Also etwa die Abholzung von Tropenwäldern, wo dann Soja oder Palmöl angebaut wird.»
Unter den OECD-Ländern bekommt die Schweiz eine der schlechtesten Noten bezüglich ihrer Biodiversitäts-Politik.
Das heisst, auch wir Menschen in der Schweiz sind mitverantwortlich für die globale Situation – weil wir zum Beispiel Fleisch von Rindern konsumieren, die mit Soja aus den Tropen gefüttert wurden.
Doch auch hierzulande geht es den Wildtieren schlecht, sagt Vellacott: «Der Biodiversitäts-Rückgang in der Schweiz ist dramatisch. Es ist nicht so, dass wir als Klassenbeste dastehen. Unter den OECD-Ländern bekommt die Schweiz eine der schlechtesten Noten bezüglich ihrer Biodiversitäts-Politik.»
Mehr Schutz, weniger Fleischkonsum
Darum müsse zum Beispiel die Schweizer Landwirtschaftspolitik naturfreundlicher werden. Aber Einzelmassnahmen genügen nicht, um das Steuer herumzureissen – weder hierzulande noch global, das zeigen Computersimulationen in dem neuen Bericht.
Nötig seien daher umfassende Massnahmen: mehr Schutzgebiete, eine naturfreundlichere Landwirtschaft und weniger Fleischkonsum.