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Puzzle-Phänomen Puzzlefans rätseln über blauen Ravensburger-Staub

Winzige Fasern bleiben beim Puzzeln an den Händen kleben. Das Phänomen hält Ravensburger auf Trab.

Worum geht es? Die Puzzles der deutschen Firma Ravensburger zeigen Papageien, Wasserfälle oder Sonnenuntergänge. Idylle pur! Ein kleiner Makel: Die Puzzleteile hinterlassen blauen Staub auf dem Tisch, den Händen und den Kleidern. Ein Puzzle-Fan aus der Schweiz fragt sich: «Ist dieser Staub beim Einatmen gefährlich oder kann er Allergien auslösen?»

So sieht der blaue Staub aus

Was sagt Ravensburger? Es gäbe keinen Grund zur Sorge, schreibt der Konzern sinngemäss: «Die Verwendung unserer Puzzles ist gesundheitlich unbedenklich.» Auch Kinder spielten damit, weshalb strenge Sicherheitsvorschriften gelten würden. Expertinnen und Experten von Prüfinstituten kontrollierten die Puzzles regelmässig.

Schadstoffe in Puzzles

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Verschiedene Untersuchungen haben in der Vergangenheit kritische Substanzen in Spielsachen nachgewiesen. Drei Beispiele:

  • Puzzles können krebserregende Stoffe abgeben, wenn Kinder sie in den Mund nehmen. Das zeigt eine Untersuchung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Es hat 2022 zahlreiche Spielsachen auf sogenannte Chlorpropanole getestet – darunter fast 70 Puzzles. Fazit: Gewisse Proben enthielten deutlich zu viel der schädlichen Substanzen. Vier von fünf Spielsachen hielten die Werte jedoch ein.
  • Puzzles können flüchtige organische Stoffe (VOC) ausgasen. Diese können in Farben, Lacken oder Leimstoffen vorkommen und Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel auslösen. Der Norddeutsche Rundfunk liess 2020 vier Puzzles im Labor untersuchen. Alle Puzzles, auch jenes von Ravensburger, enthielten VOC. Das Labor rät, neue Puzzles vor Gebrauch auszulüften.
  • 2023 hat die Stiftung Warentest fünfzehn Holzspielzeuge unter die Lupe genommen. In fünf Produkten fand sie gesundheitsschädigende Substanzen. Auch ein Puzzle von Ravensburger hat das deutsche Verbrauchermagazin getestet: Es erhielt die Bewertung «gut» und gehörte zu den drei Testsiegern. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich hierbei um ein Holzpuzzle gehandelt hat.

Wie kommt es zum «Staub-Phänomen»? Der Staub entsteht in der Produktion: Aus zusammengeleimten Papier- und Kartonbögen stanzt ein Werkzeug Puzzleteile aus. Dabei können sich Papier- und Kartonfasern lösen. «Absaugsysteme entfernen bereits vor dem Verpacken einen Grossteil davon», schreibt Ravensburger. Dennoch könnten kleine Fasermengen an den Puzzleteilen haften bleiben. Blau ist dieser Staub, weil Ravensburger den Karton zuvor einfärbt. Die Rückseite der Puzzleteile soll so attraktiver aussehen.

«Espresso Aha!»

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Jeden Montag beantworten wir in der Rubrik «Espresso Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Senden Sie sie uns!

Gibt es bei Ravensburger mehr Staub? Diesen Eindruck haben verschiedene Spielfans. «Ich schwöre, Ravensburger gibt extra Staub in ihre Puzzles!», schreibt etwa ein User in einem Onlineforum. Erika Ritz vom Puzzleverein Deutschland sieht es ähnlich: Die Kartonfasern würden den Spielspass zwar nicht verderben. «Aber die Staubmenge ist schon sehr auffällig», sagt Ritz. Ravensburger schreibt, dass beim Stanzen jedes Kartons solche Reste entstehen – nicht nur bei ihnen. Die blaue Färbung sorge jedoch möglicherweise dafür, dass ihre Fasern besser sichtbar seien.

Man kann die Puzzleteile in ein Sieb schütten und durchsieben.
Autor: Erika Ritz Vorstandsmitglied beim Puzzleverein Deutschland e.V.

Verbessert Ravensburger die Produktion? Der Spielehersteller hat laut eigenen Aussagen auch Rückmeldungen wegen des Staubs bekommen. Diese Anfragen nehme der Konzern ernst. Ganz zu verhindern seien solche Papier- und Kartonfasern jedoch nicht. Ravensburger teste aber neue Technologien und sei daran, die Produktionsschritte zu verbessern.

Welchen Tipp gibt es? Kippen Sie den Sack mit den Puzzleteilen zuerst in die Schachtel, rät Ravensburger. So bleibe viel Staub im Deckel und lande nicht auf dem Tisch. Erika Ritz vom deutschen Puzzleverein rät zu einer anderen Methode: «Man kann die Puzzleteile in ein Sieb schütten und durchsieben», sagt sie und lacht: «Ein Grossteil des Staubs löst sich so.»

Espresso, 28.4.25, 8:10 Uhr

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