- Bei der Basler Kantonspolizei sind derzeit rund 100 Vollzeitstellen nicht besetzt.
- Trotz verschiedener Massnahmen habe die Kündigungswelle laut Polizeikommandant nicht gestoppt werden können.
- Die Polizei will nun von unabhängiger Quelle die Ursachen ihres Personalnotstands ergründen lassen.
«Wenn Sie auf der Notrufnummer anrufen, kann es sein, dass es länger dauert, bis wir vor Ort sind. Und bei Lärmklagen können wir unter Umständen gar nicht mehr vorbeikommen», so beschreibt Polizeikommandant Martin Roth die Auswirkungen des aktuellen Personalnotstands bei der Basler Polizei. Die Situation sei vor allem für Leute im Aussendienst sehr belastend.
Rund 100 Stellen waren Ende 2023 bei der Polizei offen, und in letzter Zeit habe sich die sowieso schon angespannte Situation weiter zugespitzt, so Roth. Polizistinnen und Polizisten kündigen, suchen sich einen anderen Beruf oder wechseln in ein Korps in einem anderen Kanton.
Und dies trotz verschiedener Massnahmen, welche Polizeileitung und Politik in den vergangenen Monaten beschlossen und umgesetzt haben: Beispielsweise mehr Lohn in Form einer Arbeitsmarktzulage oder eine Verbesserung der Dienstpläne für eine bessere Freizeitplanung.
Spielen «weiche Faktoren» eine Rolle?
Polizeikommandant Roth hat eine Vermutung, weshalb Polizistinnen und Polizisten ihren Dienst in Basel quittieren, trotz der bereits umgesetzten Verbesserungen: «Möglicherweise spielen auch noch weiche Faktoren eine Rolle, und dies wollen wir nun abklären.» Mit «weichen Faktoren» meint Roth die Stimmung im Korps, das Arbeitsklima, die Führungs- und Teamkultur.
Die genauen Gründe soll jetzt eine unabhängige Untersuchung von externer Seite aufzeigen. Diese führt der Basler Staats- und Verwaltungsrechtsprofessor Markus Schefer. Er wolle in erster Linie Gespräche führen. Dabei handle es sich um «Gespräche auf allen Hierarchiestufen und wenn möglich auch mit ehemaligen Angehörigen der Kantonspolizei, die gekündigt haben.»
Die Stimmung ist nicht gut. Viele beklagen sich. Dies spiegelt sich auch an den vielen Abgängen.
Der Polizeibeamten-Verband Basel-Stadt begrüsst diesen Schritt. «Jeder Schritt, der zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas führt, ist angesichts der angespannten Situation äusserst notwendig», sagt Präsident Pascal Eisner. «Die Stimmung ist nicht gut. Viele beklagen sich. Dies zeigt sich auch an den vielen Abgängen.»
Ich finde es unglaublich, dass man für viel Geld Hilfe anfordern muss und im Polizeikommando die Probleme nicht kennt.
SVP-Grossrat Felix Wehrli, pensionierter Polizist, hält eine solche Untersuchung dagegen für unnötig. «Ich finde es unglaublich, dass man für viel Geld Hilfe anfordern muss und im Polizeikommando die Probleme nicht kennt.» Die Polizeileitung habe ja schon viele Gespräche geführt und sollte deshalb wissen, weshalb die Unzufriedenheit im Korps derart gross sei.
EVP-Grossrat Christoph Hochuli, der selber als Polizist in Basel arbeitet, kritisiert auf der anderen Seite, dass eine solche Untersuchung erst jetzt kommt. Er moniert, dass die Löhne in anderen Kantonen halt immer noch höher seien und die Arbeitsbelastung in einer Stadt wie Basel nach wie vor sehr hoch sei.
Keine Zeit für Lärmklagen
Gerade dieses Wochenende müssen wieder viele Polizistinnen und Polizistinnen auf ein freies Wochenende verzichten. Zu einer Demonstration des pro-palästinensischen Lagers werden Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz erwartet, und schon bald spielt auch der FC Basel nach der Winterpause wieder.
Je nach Gegner braucht es dann wieder ein grösseres Aufgebot an Polizistinnen und Polizisten, die sich zwischen die Fronten stellen. Für Lärmklagen bleibt dann erst recht keine Zeit.