Ob auf der Aare, Limmat, Reuss oder Rhein: Tausende Hobbykapitäne- und Kapitäninnen haben sich am 1.-August-Wochenende auf Gummibooten flussabwärts treiben lassen. Alleine zwischen Bern und Thun waren es laut Schätzungen der Berner Stadtbehörden 1500 bis 2000 Aareboote – pro Tag.
30 Aareboote landen direkt im Abfallcontainer
Das Problem: Manche Böötler lassen ihre oftmals neu gekauften Günstig-Schlauchboote nach der Fahrt einfach liegen oder werfen sie in die Tonne, anstatt sie nach Hause zu nehmen. Die oft in China hergestellten Schlauchboote haben sich längst zum Wegwerfprodukt entwickelt.
An der Aare-Ausstiegsstelle in Bern hat das Gummiboot-Littering zuletzt neue Dimensionen angenommen. Pro Tag landen bis 30 Böötli nach dem Aare-Plausch im Abfall. Dazu kommen Bierbüchsen, Einweggrills und Flaschen. «Ich habe schon viele Sommer erlebt, aber dieses Jahr ist es extrem. Es ist eine Unart, Boote kaputtzumachen und einfach liegenzulassen», sagte Andreas Niklaus, stellvertretender Strassenmeister der Stadt Bern, Ende Juli gegenüber SRF.
Wegen der weggeworfenen Gummiboote quellten die eigens bereitgestellten 800-Liter-Abfallcontainer rasch über, der Abfall türmte sich neben der Ausstiegsstelle bei der Dalmazibrücke.
Neues Böötli-Abfallregime funktioniert
Nun hat die Stadt am vergangenen Wochenende zusätzliche Abfallkessel bereitgestellt. Insgesamt sind es jetzt 15 Container, die an der Ausstiegsstelle in Bern den Müll der Aare-Böötler schlucken sollen.
Ein «Ghüder-Kontrolleur» der Stadt versuchte zudem, die Menschenmassen auf die Abfallproblematik mit den Gummibooten hinzuweisen.
Dank einer Sonderfahrbewilligung konnten zudem die Kehrichtwagen die Abfallkessel zweimal täglich leeren – normalerweise sind die Mülltouren am Wochenende tabu.
«Das neue Regime hat sehr gut funktioniert. Es lag kaum Abfall mehr herum», bilanziert Strassenmeister Niklaus am Dienstag. Natürlich hätten aber trotzdem manche Leute die Boote direkt weggeworfen.
Aber warum? Ihr neu gekauftes Boot sei halt während der Fahrt beschädigt worden, sagte eine Gruppe Böötler zu einer SRF-Reporterin vor Ort.
DIe Stadt führt jetzt die Extra-Abfalltouren bis Ende der Aareboot-Saison weiter. Wie viel dies die Steuerzahlenden zusätzlich kostet, kann Niklaus noch nicht beziffern.
Boots-Recycling gefordert
Das Aareboot-Littering bewegt in der Bundesstadt die Gemüter. Nach dem Rekordwochenende Ende Juli sind bei der Stadt zahlreiche Briefe und Mails von Bürgerinnen und Bürgern eingegangen.
«Es sind viele Ideen eingegangen. Einige wollen Sammelstellen für Boote aufbauen und die Boote wieder nach Thun bringen, damit sie nochmals für eine Aarefahrt benutzt werden können», führt Niklaus aus. Seitens der Stadt könne man aber so einen Service nicht anbieten.
Letztes Jahr hat ein Berner Start-up den Kampf gegen die Wegwerfmentalität aufgenommen. Die Firma Reboern fertigt aus alten Aarebooten Designerstücke. Die weggeworfenen Schlauchboote werden auseinandergeschnitten, neu zusammengenäht und zum Beispiel als Rucksäcke verkauft.