Die Graubündner Kantonalbank GKB ist in den Bankrott rund um den österreichischen Immobilienmogul René Benko verwickelt. Eine externe Untersuchung sollte Klarheit schaffen und die Rolle der GKB sowie deren Präsident Peter Fanconi prüfen.
Doch jetzt kommt aus: Die Beratungsfirma Ernst & Young, die mit der Untersuchung beauftragt wurde, ist gleichzeitig seit 2008 die Revisionsstelle der GKB. Eine Doppelrolle, die für harsche Kritik sorgt.
Bankenrechtsexperte Peter V. Kunz von der Universität Bern findet für diese Doppelrolle klare Worte: «Das kann gar nicht unabhängig sein. Eine schlechtere Wahl für eine unabhängige Untersuchung ist kaum möglich.»
Wir bezweifeln stark, dass das unabhängig vonstattengeht.
Ernst & Young erledige als Revisionsstelle bereits Arbeiten für die GKB. «Insofern erhält die Firma für die Revisionstätigkeit viel Geld. Wenn Ernst & Young zusätzlich etwas kritisch beäugen muss, wird bei der Publikation der Ergebnisse gefragt: Wie kritisch kann das sein?», so Kunz weiter.
Momentan keine Aussage der GKB
Kritik an der Untersuchung gibt es auch von der Bündner SVP. Die Partei reichte für die Session nächste Woche eine Anfrage ein. Walter Grass, Fraktionschef im Kantonsparlament, sagt: «Wir bezweifeln stark, dass das wirklich unabhängig vonstattengeht.» Die Regierung soll unter anderem beantworten, ob sie bereit dazu wäre, allenfalls eine externe Untersuchung in Auftrag zu geben.
Die GKB will sich zu den ganzen Vorkommnissen vorläufig nicht äussern. Auf Anfrage des Regionaljournals Graubünden von Radio SRF schreibt die Bank: «Wir äussern uns, sobald der Prüfungsbericht vorliegt.» Wann dies sein wird, sei schwierig abzuschätzen. Ernst & Young erfülle die gesetzlichen und standesrechtlichen Vorgaben zur Unabhängigkeit, so die GKB weiter.
Kredit von über 60 Millionen Franken
Die Graubündner Kantonalbank ist gemäss Medienberichten auf einer Gläubigerliste rund um den Bankrott des Investors René Benko aufgetaucht. Der mögliche Kredit für Benkos Signa-Gruppe ist auf dieser Liste mit rund 60 Millionen Franken beziffert. Zudem soll aus E-Mails von GKB-Präsident Peter Fanconi hervorgehen, dass dieser Vorteile erhielt, weil er Benko indirekt zu Krediten bei anderen Kantonalbanken verholfen haben soll.
René Benko stellte im März einen Antrag auf private Insolvenz. Am Bankrott von Benkos Imperium hängt ein riesiger Rattenschwanz, auch zahlreiche Schweizer Firmen sind betroffen. Total soll die Signa-Gruppe rund fünf Milliarden Euro Schulden haben.