Es war ein Grosserfolg für die grünen Parteien: Vor vier Jahren holte sich die GLP gleich sechs zusätzliche Sitze im Aargauer Parlament, die Grünen konnten vier Sitze dazugewinnen. Das vor allem auf Kosten der SP, die vier Sitze verloren hatte. Auch die SVP (-2) und die FDP (-1) mussten Sitze abgeben.
Wie schaut die Aargauer Situation vier Jahre nach der grünen Welle aus? Bei den Nationalratswahlen vor einem Jahr war die SVP jedenfalls die grosse Gewinnerin, während die Grünen herbe Verluste einstecken mussten. Bei den letzten kantonalen Wahlen gaben die nationalen Wahlen oft die Richtung an. Ob sich die nationalen Sitzverschiebungen auf den viertgrössten Schweizer Kanton übertragen, zeigt sich bei den Gesamterneuerungswahlen im Oktober.
Klimawandel immer noch Dauerthema
Klar ist: Die Schweizer Bevölkerung macht sich nach wie vor grosse Sorgen um den Klimawandel. Das zeigt zum Beispiel das Sorgenbarometer 2023 der Credit Suisse. Dort belegt der Klimawandel Platz zwei. Nur über die Themen Gesundheit/Krankenkasse machen sich die Schweizerinnen und Schweizer laut Barometer mehr Sorgen.
Bestätigt wird diese Annahme durch eine Umfrage des Forschungsinstituts GFS in Bern im Auftrag der SRG. 69 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Klimawandel als ernstzunehmendes Problem sehen. Die Themen Zuwanderung, Neutralität und Gleichberechtigung der Geschlechter – die Kernthemen der SVP – landen bei der Rangliste nur im Mittelfeld.
Sind «SVP-Themen» zurück?
Die Aargauer SVP hat bei den letzten Grossratswahlen zwei Sitze verloren. Es ist möglich, dass die SVP im bürgerlich dominierten Aargau diese Sitze wieder zurückholen könnte. Momentan spielen viele Themen der SVP in die Karten, sagte SRF-Redaktor Joel Dätwyler: «Der Asylnotstand im Aargau, Asylunterkünfte werden auf dem Land eröffnet, die Genderdebatte – diese SVP-Themen scheinen nach der grünen Welle wieder zurück.»
Spannend könnte auch die Entwicklung der FDP sein. Verbindet die Bevölkerung die Partei mit den Banken? Das könnte die Partei Wähleranteile kosten. Kann die FDP mit ähnlichen Themen wie die SVP punkten? In diesem Fall könnte sie die Sitze zumindest halten.
Auch die SP hofft, dass sie keine Sitze abgeben muss. Bei den letzten Wahlen hatte sie vier verloren. Themen wie Teuerung, Energie – und Wohnungspreise sind eher linke Themen und gerade aktuell; allenfalls kann die SP damit Wählerinnen und Wähler abholen, schätzt SRF-Redaktor Joel Dätwyler ein. Die Mitte und auch die GLP dürften stabil bleiben.
Fünf neue Gruppierungen hoffen auf Sitz
1023 Aargauerinnen und Aargauer buhlen um die 140 Sitze im Kantonsparlament. Der Frauenanteil der Kandidierenden liegt bei 39.6 Prozent und damit leicht höher als noch vor vier Jahren (37.9 Prozent).
Neben den etablierten Parteien hoffen auch sieben weitere Gruppierungen auf einen Sitz. Die Lösungs-Orientierte Volks-Bewegung (LOVB), die Piratenpartei (PRAG), Freiheit (Fit), Neues Bewusstsein (NB), DieBürgerPartei (DBP), MASS-VOLL! Bewegung für Freiheit, Souveränität & Grundrechte und die Musikpartei.
Für sie dürfte es schwierig werden, einen Sitz im Parlament zu ergattern. Dafür müssten sie nämlich mindestens 3 Prozent der Stimmen im Aargau oder 5 Prozent in einem Bezirk erhalten.