Das Interesse für Atomenergie in der Schweiz kam kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf. Am 5. November 1945 berief der Bund eine Studienkommission für Atomenergie unter dem Vorsitz des Physikers Paul Scherrer ein, dem Namensgeber des heute grössten Forschungszentrums für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz, dem Paul Scherrer Institut PSI.
Erste Nuklearexperimente im Aargau
Anfang der 50er-Jahre beschaffte sich der Bund dann tonnenweise Uran aus Belgisch-Kongo und Brennelemente aus Kanada, wie das historische Lexikon der Schweiz in einem Artikel festhält. Das Material lieh der Bund einer Firma mit Sitz in Würenlingen AG, die er selbst mitfinanzierte und die erste Experimente in der Nukleartechnik machte.
Von Risiken im Zusammenhang mit Atomenergie habe im Kanton Aargau in den 1950er- und 60er-Jahren noch niemand gesprochen, schrieb die «Aargauer Zeitung» vor fünf Jahren zum 50-jährigen Bestehen des AKW Beznau. Vielmehr sei sie als Lösung für den gestiegenen Energiebedarf angesehen worden, und erst noch als umweltfreundliche.
Anfang 1964 entschieden die Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) – so hiess die Axpo vorher –, im aargauischen Beznau einen Reaktor zu errichten. 1957 begann die Planung für ein Grosskraftwerk. 1964 entschied man sich für die Option Kernenergie.
Im Rahmen einer schlichten Feier in Anwesenheit von Bundesrat Willy Spühler wird Anfang September 1965 auf der Insel Beznau in Döttingen mit dem Bau des ersten industriellen Atomkraftwerks der Schweiz begonnen (siehe Bild oben).
Doch während den Bauarbeiten lief nicht immer alles rund: In Waldenburg BL stürzt ein Dampferzeuger fürs AKW vom Tieflader und blockiert den Verkehr über mehrere Stunden, wie ein Fotograf aus jener Zeit festhielt.
Dann war das erste AKW der Schweiz fertig gebaut. Am 6. September 1969 ging Beznau 1 für ein Versuchsprogramm ans Netz. Am 9. Dezember erfolgte dann der kommerzielle Start.
Obwohl der Reaktor schon einige Monate in Betrieb war, wurde er erst im Mai des darauffolgenden Jahres 1970 offiziell eingeweiht.
Zusammen mit dem baugleichen, 1972 in Betrieb genommenen Block 2 produzierte das AKW Beznau mit seinen zweimal 365 Megawatt Leistung rund 6000 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Damit können heute rund 1.3 Millionen Vierpersonenhaushalte mit Strom vorsorgt werden und rund 18'000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Fernwärme.
Keine grösseren Zwischenfälle
Seit den Inbetriebnahmen von Beznau 1 und 2 gab es bis heute keine schwerwiegenden Vorfälle. Auf der Skala der nuklearen Betriebsstörungen gemäss der Internationalen Ereignisskala Ines, die von 0 (Abweichung) bis 7 (grosser Unfall) geht, gab es vier Ereignisse der Stufe 1 und ein Ereignis der Stufe 2. 2009 wurden im Block 2 zwei Mitarbeiter einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt. Ihre Gesundheit war allerdings nie gefährdet gewesen.
Wie der Betreiber des AKW Beznau mitteilte, wird Beznau 1 bis 2033 und Beznau 2 bis 2032 Strom liefern, bevor sie dann endgültig vom Netz genommen werden. Um die Sicherheit der Bevölkerung weiterhin zu garantieren, werden für den Weiterbetrieb 350 Millionen Franken investiert. Es ist zu hoffen, dass es auch bis dahin bei kleineren Zwischenfällen bleibt.