Vor 55 Jahren ging mit Beznau 1 das erste Atomkraftwerk der Schweiz ans Netz. Inzwischen sind noch vier Atomkraftwerke in Betrieb und liefern rund ein Drittel des Schweizer Stroms. Wie viel Energie sie erzeugen und wo sie sich befinden – ein Überblick.
Atomkraftwerk Beznau
Das Atomkraftwerk Beznau besteht aus zwei Leichtwasserreaktoren – Beznau 1 und Beznau 2. Die beiden Reaktoren haben eine Leistung von je 365 Megawatt und produzieren zusammen etwa 6000 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Das entspricht rund dem doppelten Stromverbrauch der Stadt Zürich.
Beznau 1 wurde im Dezember 1969 nach einer vierjährigen Bauzeit in Betrieb genommen. Somit ist es das erste Kernkraftwerk der Schweiz und eines der ältesten der Welt. 1972 folgte Beznau 2.
Trotz der hohen Anzahl an Betriebsjahren gehört das Atomkraftwerk Beznau zu den sichersten Kernkraftwerken der Welt. Im Gegensatz zu den beiden jüngeren Schweizer Atomkraftwerke hat Beznau keinen Kühlturm und kühlt die Reaktoren mit Wasser aus der Aare. Beznau ist im Besitz der öffentlichen Hand und wird von der Axpo Power AG betrieben.
Atomkraftwerk Gösgen
Wer oft auf der Autobahn A1 zwischen Zürich und Bern unterwegs ist, kennt den Kühlturm vom Atomkraftwerk Gösgen gut. Zwischen Olten und Aarau liegt er in der Nähe grosser Verbraucherschwerpunkte des nördlichen Mittellandes. Mit einer Leistung von 1010 Megawatt erzeugt das Atomkraftwerk Gösgen pro Jahr rund acht Milliarden Kilowattstunden Strom und deckt damit rund 13 Prozent des schweizerischen Stromverbrauchs.
Im November 1979 nahm es als das erste Schweizer Kernkraftwerk der 1000-Megawattklasse nach über fünfjähriger Bauzeit den Betrieb auf. Betrieben wird das Partnerwerk von Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG. Zu den drei grössten beteiligten Partnern gehören Alpiq AG (40 Prozent), Axpo Power AG (25 Prozent) und die Stadt Zürich mit 15 Prozent.
Atomkraftwerk Leibstadt
Direkt am Rhein in der Gemeinde Leibstadt AG steht der vierte Reaktor der Schweiz – das Atomkraftwerk Leibstadt. Mit seinen 40 Betriebsjahren (1984) ist es das jüngste und leistungsstärkste Atomkraftwerk der Schweiz. Der Siedewasserreaktor hat eine Leistung von 1233 Megawatt und erzeugt pro Jahr rund 9600 Gigawattstunden Strom. Dies entspricht 15 Prozent der Schweizer Stromproduktion. Mit dieser Menge können zwei Millionen Schweizer Haushalte mit Strom versorgt werden.
Das Atomkraftwerk Leibstadt AG wird wie Gösgen als Partnerwerk geführt. Die drei grössten Partner sind die Alpiq AG (27.4 Prozent), die Axpo Power AG (22.8 Prozent) und die Axpo Solutions AG mit 16.3 Prozent.
Atomkraftwerk Mühleberg
Das Atomkraftwerk Mühleberg war 47 Jahre in Betrieb, bis ihm aus wirtschaftlichen Gründen 2019 der Stecker gezogen wurde. Der Betrieb habe sich nicht mehr gelohnt, begründete 2013 die Eigentümerin und Betreiberin BKW AG den Entscheid. Die damaligen Proteste, die aufgrund der Nuklearkatastrophe in Fukushima aufflammten und sich auch gegen Mühleberg richteten, hatten keinen Einfluss.
Mit einer Leistung von 373 Megawatt erzeugte der Siedewasserreaktor von Mühleberg 3000 Gigawattstunden pro Jahr. Damit deckte es rund fünf Prozent des Schweizer Strombedarfs und leistete einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Westschweiz.
Mühleberg ist das erste Atomkraftwerk der Schweiz, das stillgelegt wurde – rund 20 Jahre wird der Rückbau dauern.