Was ist eine dynamische Maut? Statt einer Pauschalabgabe soll es an viel befahrenen Wochenenden teurer sein, den Gotthard-Tunnel zu benutzen: Es würde also mehr kosten, an Pfingsten durch den Tunnel zu fahren als im Winter. Der Verkehr soll so besser verteilt werden.
Was könnte eine Maut kosten? In Bezug auf den Preis hat man sich noch nicht festgelegt. Die Motion wird erst eingereicht. In den vergangenen Jahren gab es ähnliche Vorstösse, die aber abgelehnt wurden.
Während ausländische PKW die Schweizer Infrastruktur neben der Vignette gratis benutzen, zahlen Schweizer im Ausland. Dort kosten pauschale Tunnelabgaben für eine einfache Benützung zwischen 5 Euro und 47 Euro. Am teuersten wird eine Fahrt durch den Mont-Blanc-Tunnel, der Italien und Frankreich verbindet (47 Euro einfach, 57 Euro Hin- und Rückfahrt). In Österreich kostet die Fahrt durch den Arlberg-Tunnel und Felbertauerntunnel rund 11 Euro.
Gibt es in der Schweiz bereits Tunnel, die trotz Vignette kosten? Ja – aber bisher nur, weil sie direkt mit Italien verbunden sind. Der Grosse St. Bernhard Strassentunnel verbindet das Wallis mit dem Aoastatal, für eine Hin- und Rückfahrt zahlt man rund 50 Franken. Der Munt-la-Schera-Tunnel verbindet Zernez mit Livigno und kostet 42 Franken. Daneben gibt es Gebühren bei Tunneln mit Autoverladungen.
In einem Bericht des Bundesamts für Strassen (Astra) zu Zusatzabklärungen Tunnel- und Strassenbenutzungsgebühren von 2014 würde etwa 21 Franken pro Fahrzeug und Durchfahrt anfallen, um die Betriebs- und Sanierungskosten des Gotthards zu decken (ohne Schwerverkehr).
Gibt es Beispiele für dynamisches Roadpricing im Ausland? Untersuchungen für ein vergleichbares dynamisches Pricing für einen einzelnen Tunnel gibt es zwar nicht. Wohl aber für dynamisches Pricing, die Stadt- oder andere Ballungszentren bepreisen – so zum Beispiel in London, Stockholm, Oslo und Singapur. In London gibt es «Area Pricing» mit einer gebührenpflichtigen Zone und unterschiedlicher Bepreisung Tag/Nacht respektive Werktage/Wochenenden in den zentralen Bereichen Londons. Ähnlich funktioniert es in Stockholm und Oslo mit dem «Cordon Pricing».
Link zur Studie
Sorgt dynamisches Pricing wirklich für weniger Verkehr? Die Beispiele aus dem Ausland zeigen, dass das Verkehrsaufkommen deutlich reduziert wurde: In London gab es gesamthaft 21 Prozent weniger Verkehr innerhalb der Zone sowie 34 Prozent weniger Fahrzeuge. Auch der stockende Verkehr konnte um rund 30 Prozent reduziert werden. In Stockholm gab es eine Verkehrsreduzierung von rund 20 Prozent pro Tag. In Oslo und Singapur konnte eine Verringerung um 10 bis 15 Prozent gemessen werden.
Gäbe es durch dynamisches Maut-Pricing weniger Verkehr am Gotthard? Darüber kann bisher nur spekuliert werden. Der Grossteil des Verkehrs am Gotthard sind aber sogenannte Freizeitfahrten, hält das UVEK in einem Bericht fest (78 Prozent der Personenwagenfahrten im alpenquerenden Verkehr). Die Schweizer Norm zu den Zeitkosten im Personenverkehr weist bei den Freizeitfahrten im Vergleich zu den Pendler- oder Nutzfahrten aber die tiefsten Zahlungsbereitschaften aus. Eine Tunnelgebühr würde vermutlich beim Freizeitverkehr – aufgrund der geringeren Zahlungsbereitschaft – den Ausweichverkehr erhöhen, hält das UVEK fest.