- Drei Politiker aus FDP, die Mitte und GLP wollen noch diese Woche eine Motion für eine Gotthard-Maut einreichen.
- An viel befahrenen Wochenenden soll es demnach teurer sein, den Tunnel zu benutzen.
- Vorstösse in diese Richtung sind früher im Parlament gescheitert – diesmal sollen die Chancen besser stehen.
Der Urner Nationalrat Simon Stadler will die Blechlawine in seiner Region nicht länger hinnehmen. Die Tunneldurchfahrt soll künftig etwas kosten: «Wir fordern ein dynamisches Mautsystem. Das heisst, an den viel befahrenen Wochenenden kostet es mehr als im Winter. So soll die Verkehrsspitze gedrückt werden.»
Das Problem ist, dass alle immer gleichzeitig ins Tessin wollen.
Simon Stadler hat die entsprechende Motion zusammen mit dem Aargauer Nationalrat Matthias Jauslin (FDP) und der Zürcher Nationalrätin Corina Gredig (GLP) ausgearbeitet.
«Das Problem ist, dass alle immer zur gleichen Zeit ins Tessin reisen wollen – am Donnerstag oder am Karfreitag am Morgen. Das löst eine Verkehrsüberlastung aus, die Leute weichen aus und blockieren so unsere Dörfer.» Mit einem dynamischen Mautsystem könnte dafür gesorgt werden, dass die Spitze geglättet, sich der Verkehr besser verteilen und somit auch die Dörfer entlastet würden, so Stadler.
Um den Ausweichverkehr zu verhindern, verlangen die Motionäre flankierende Massnahmen. Das Mautsystem soll digital funktionieren, zum Beispiel mit einem Nummernscanning. Preislich will man sich noch nicht festlegen.
Kritik kommt von der SVP
Die Idee einer Tunnel-Maut ist nicht neu – ähnliche Vorstösse sind 2016 aber klar gescheitert. Die Chancen stehen laut den Motionären diesmal besser. «Ich glaube, der Druck hat sich erhöht. Wir haben Verkehrsaufkommen, wie wir sie in den letzten zehn Jahren noch nicht gehabt haben. Der Ausweichverkehr blockiert alles. Und ich glaube, auch die Vertreterinnen und Vertreter der anderen Kantone sehen, dass wir handeln müssen», sagt Stadler.
Mit diesem Vorschlag will man Kasse machen.
Widerstand gegen eine Gotthard-Maut kommt aus dem eigenen bürgerlichen Block. Nationalrat Benjamin Giezendanner (SVP/AG) findet dafür scharfe Worte: «Das ist eine Frechheit. Eigentlich sollte das Problem ja gelöst und die Urner entlastet werden. Bei diesem Vorschlag geht es aber nur darum, Kasse zu machen.»
Würde eine Maut weniger Verkehr bringen? Giezendanner findet: «Nein. Es würde grosse Umwege geben. Und das heisst eben über den San Bernardino oder über den Gotthardpass.»
Idee stösst auf Akzeptanz
Bleibt die Frage, ob eine solche Gebühr Autofahrerinnen und Autofahrer tatsächlich dazu bringen würde, ihre Reisepläne zu ändern oder gar auf den Zug umzusteigen.
Wie eine Umfrage von SRF auf einer Autobahnraststätte beim Gotthard zeigt, könnte dies durchaus möglich sein. «Ich finde das sinnvoll», sagt ein Automobilist. Eine Automobilistin aus Deutschland meint: «Wir zahlen ja auch schon für die Vignette. Da gehört einfach dazu, damit man die Strassen benutzen darf.»
Im Ausland seien solche Modelle bereits üblich, findet ein weiterer Autofahrer: «Am Arlberg in Österreich zahle ich jedes Mal 12.50 Euro hin und zurück. Da sagt niemand etwas. Und der Tunnel ist halb so lang wie der Gotthard.»
Die Motion der bürgerlichen Allianz ist nicht der einzige Lösungsvorschlag für das Stauproblem. Eine kürzlich beschlossene Urner Standesinitiative möchte den Verkehr durch den Gotthardtunnel mit einem digitalen Ticketsystem lenken – mit online buchbaren Zeitfenstern für die Durchfahrt.