Ostern 2023: Vor dem Nordportal des Gotthardtunnels stehen die Autos Stossstange an Stossstange – zu Spitzenzeiten auf einer Länge von 19 Kilometern. Stau am Gotthard und Ausweichverkehr auf der Kantonsstrasse – das ist keine Ausnahme. In Ferienzeiten, an Feiertagen oder an verlängerten Wochenenden zeigt sich jeweils ein ähnliches Bild. Der Effekt dabei: Nicht nur der Verkehr staut sich jeweils auf der Nord-Süd-Achse, sondern auch die Wut der Urner Bevölkerung.
Suche nach Lösungen
Das Urner Kantonsparlament, der Landrat, will eine nachhaltige Lösung des Problems. Am Mittwoch hiess das Parlament einstimmig eine entsprechende Motion gut. Damit muss der Regierungsrat eine Standesinitiative ausarbeiten, die Uri bei den eidgenössischen Räten einreichen wird.
Untätig zu bleiben, wäre fatal.
«Das Verkehrsaufkommen am Gotthard wächst kontinuierlich. Wir haben es mit einem langfristigen Problem zu tun», sagte FDP-Landrat Ludwig Loretz und fügte hinzu: «Untätig zu bleiben, wäre fatal.» Darum habe er die überparteiliche Motion für eine Standesinitiative eingereicht.
Die Standesinitiative verlangt ein besseres Verkehrsmanagement im Gotthardstrassentunnel sowie eine Bewirtschaftung der Autobahnaus- und -einfahrten, damit die Kantonsstrassen nicht durch den Ausweichverkehr überlastet werden. Mittelfristig spricht sich die Motion für ein Slot-System aus, also ein digitales Buchungssystem, indem man zuvor einen Durchfahrtszeitpunkt reservieren würde.
Es ist nicht so, dass bisher gar nichts gegen die Blechlawine im Kanton Uri unternommen wurde. Über die Ostertage testete die Kantonspolizei Uri Massnahmen, um den Ausweichverkehr in den Griff zu bekommen. Sobald sich die Fahrzeuge vor dem Nordportal des Gotthardtunnels stauten, wurden kaskadenmässig die Autobahneinfahrten Göschenen, Wassen und Amsteg geschlossen. Der Ausweichverkehr blieb danach aus.
Unterschiedliche Auffassungen
Diese Massnahmen seien ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Flavio Gisler (CVP - Die Mitte). «Wenn wir es schaffen, die Dörfer im Urner Oberland vom Durchgangsverkehr zu befreien, dann gibt es sehr viele Gewinner.»
Gewinnerinnen und Gewinner? Das seien zwar die Dörfer im Urner Oberland, aber dem Urserental habe die Schliessung der Autobahneinfahrten geschadet, sagte Parteikollege Markus Regli: «Das neue Konzept ist wahrlich keine Meisterleistung.» Für viele Pendlerinnen und Pendler, die in Andermatt arbeiten und im Tessin wohnen, sei die Schliessung ein Problem gewesen. Dies sei keine befriedigende Lösung.
Das neue Konzept ist wahrlich keine Meisterleistung.
Die Parlamentsdebatte am Mittwoch im Landrat Uri zeigte: Eine konkrete Lösung für das Urner Verkehrs- und Stauproblem ist nicht so einfach zu finden. Einig war man sich aber, dass man jetzt verschiedene Möglichkeiten prüfen sollte und mit einer Standesinitiative auch auf Eidgenössischer Ebene auf die Schwierigkeiten aufmerksam machen will.
Und dies, obwohl eine Standesinitiative letztendlich nur eine Empfehlung an das nationale Parlament sei, etwas zu unternehmen, sagte Adriano Prandi (SP). «Es ist wichtig, dass wir Urnerinnen und Urner zeigen, dass wir genug haben von dem kontinuierlich ansteigenden Verkehr.»