Janic, 19 Jahre alt, absolviert gerade die Lehre zum Produktionsmechaniker. Er sagte Nein zum CO-2 Gesetz, weil die Folgen bei einem Ja unabsehbar gewesen seien – auch die Folgen für sein eigenes Portemonnaie.
«Das Geld, das man nachher mehr bezahlen muss, hat man sicher im Hinterkopf. Das war sogar der wichtigste Punkt, wenn ich darüber nachdenke.» Auch Tina, 18, in der Ausbildung zur Pflegefachfrau, sagte Nein zum CO2-Gesetz. Ihr sei es aber nicht in erster Linie ums Geld gegangen.
«Ich habe verschiedene Beiträge gesehen und Artikel gelesen. In Diskussionsgruppen haben wir darüber geredet. Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich lieber individuelle Schritte machen möchte, um die CO2-Emissionen einzuschränken, und mich nicht noch mehr vom Staat einschränken lassen, sondern selber die Initiative ergreifen.»
Flugticketabgabe trifft nicht alle gleich
Weniger Regulierungen vonseiten des Staates: Diese Haltung zeige sich im Abstimmungsverhalten von Jungen immer wieder, auch bei anderen Vorlagen, sagt Cloé Jans. Sie ist Politologin am Forschungsinstitut gfs.bern.
Das sei ein Grund, weshalb so viele zum CO2-Gesetz Nein sagten. Einen zweiten sieht sie in den geplanten CO2-Kompensationabgaben. Diese hätten Junge besonders hart getroffen: «Eine Flugticketabgabe von gut 100 Franken ist bei einem kleineren Budget ein grösserer Anteil des verfügbaren Geldes.»
Das habe eine grössere Auswirkung, und das habe viele junge Leute abgeschreckt, so Jans. Besonders ungünstig sei das Nein zum CO2-Gesetz für die Klimajugend. Diese habe sich als die Stimme der gesamten Jugend präsentiert. Jetzt sehe man schwarz auf weiss: Das sei sie gar nicht.
«Wir sahen am Sonntag, dass die Klimabewegung nicht unisono auch für die Jugend in der Schweiz spricht», sagt Jans. «Und dass Extremforderungen, wie sie in den letzten Monaten eben auch in den Vordergrund gerückt sind, bei der Klimabewegung an der Urne, bei der eigenen Generation nicht verfangen.»
Ernüchterung bei Vertretern der Klimajugend
Diese Erkenntnis war auch für Jonas Kampus von Klimastreik Schweiz enttäuschend. «Es war natürlich schon eine starke Ernüchterung, gerade wenn man sich mit jeder freien Sekunde besonders in dieses Thema hinein gibt.» Und das tue er seit mehreren Jahren. Es sei für ihn deshalb schwer zu erklären, wieso andere Junge die Klimakrise weniger ernst nehmen würden.
Kampus' Fazit: Die Dringlichkeit der Veränderung wieder klarer machen.
«Die Klimakrise betrifft uns an Leib und Leben. Und diese emotionale Komponente müssen wir besonders in Zukunft noch stärker betonen.»
Abfalltrennung und gewissenhafter Konsum
Die Frage ist nur: Kommt das an bei den jungen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, die zum CO2-Gesetz Nein gesagt haben? Janic, der künftige Mechaniker, sagt, gegen mehr Klimaschutz habe er ja gar nichts: «Eigentlich lebe ich schon so. Ich trenne zuhause mein Zeug, da bin ich sehr dafür.»
Und auch die baldige Pflegefachfrau Tina sagt, sie beschäftige sich schon heute mit einer nachhaltigeren Lebensweise. Zum Beispiel indem sie weniger Jeans kaufe und sich achte, von welcher Marke sie seien. Aber Klimaschutz, finden sie beide, müsse eben die Entscheidung jedes Einzelnen sein.