Am 28. Oktober startet der Skiweltcup im österreichischen Sölden. Mit dabei ist dann auch der ehemalige Skirennfahrer Marc Gisin. Allerdings wird er nicht auf, sondern neben der Piste stehen: als Chef Rennsport der Skifirma Stöckli.
Er fungiert dabei als Schnittstelle zwischen den Athletinnen und Athleten, den Serviceleuten und dem Entwicklungsteam bei Stöckli. Unter anderem betreut Marc Gisin den Nidwaldner Olympiasieger und Weltmeister Marco Odermatt.
SRF News: Es ist die erste Skisaison für Sie als Rennsportchef. Vor drei Jahren haben Sie ihre Rennskier an den Nagel gehängt. Wie ist es für Sie, nun doch wieder so nah am Skizirkus zu sein?
Marc Gisin: Das war eigentlich nicht unbedingt gewollt. Nachdem ich meine Karriere beendet habe, habe ich nicht gerade wieder etwas im Skizirkus gesucht. Ich wollte sogar bewusst weg vom Ganzen. Die Anfrage von Stöckli letzten Dezember fand ich aber sehr spannend. Sie kam überraschend.
Ich freue mich, Einblick in die Materialentwicklung zu erhalten.
Es war eine Chance, die man am Schopf packen muss. Ich freue mich daher sehr, jetzt von der anderen Seite aus den ganzen Zirkus verfolgen zu können. Und einen Einblick in die Materialentwicklung zu erhalten. Das sind Aspekte, in die man als Athlet nicht hineingesehen hat.
Sie sagten, Sie wollten lieber weg vom Skizirkus. Jetzt steht die neue Saison an. Spüren Sie nicht doch wieder das Kribbeln, selber im Starthäuschen stehen zu wollen?
Ich bin komplett im Reinen mit meinem Entscheid. Trotzdem kribbelt es nach wie vor. Allerdings würde ich gerne als ‹Marc vor dem Sturz› im Starthäuschen stehen. So wie mein Körper damals funktioniert hat, das vermisse ich. Alles, was nach dem Sturz kam, als das ganze Nervensystem und der Kopf nicht mehr so funktioniert haben wie früher, und ich die Kräfte nicht mehr gleich gespürt habe – das vermisse ich nicht. Das war nicht mehr das Skifahren, das ich kannte.
Ich würde gerne als ‹Marc vor dem Sturz› im Starthäuschen stehen.
Der Entscheid zurückzutreten war deshalb absolut richtig. Und jetzt geht es weiter – und in meiner neuen Position bin ich nun auch wieder beim Skizirkus dabei und das ist auch spannend.
Sie haben mit Marco Odermatt den besten Skirennfahrer der letzten Saison im Team. Wie ist es, als kleine Skimarke einen so grossen Skifahrer zu betreuen?
Das ist ein riesiger Glücksfall für Stöckli. Es ist unglaublich, was dieser Bursche Jahr für Jahr liefert. Er ist ein sehr unkomplizierter Athlet. Er gibt sehr konstruktive und qualitative Feedbacks, was nicht selbstverständlich ist. Da wird natürlich alles daran gesetzt, dass der Erfolg weiterhin bestehen kann und dass er bezüglich Material top ausgerüstet ist und die besten Skis an den Füssen hat.
Sie waren selbst auch Kollege und Konkurrent von Marco Odermatt. Ist das jetzt eigenartig, plötzlich so zusammenzuarbeiten?
Nein. Es ist überhaupt nicht komisch. Wir kennen uns tatsächlich auch privat. Eigentlich ist das sogar hilfreich, weil ich weiss, wie er in gewissen Situationen tickt. Für mich ist es ein riesiges Privileg, eine solch absolute Ausnahmeerscheinung betreuen und unterstützen zu dürfen.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Skisaison losgeht?
Ich freue mich ganz allgemein auf die Skisaison. Gerade auf die Rennen in Zermatt bin ich gespannt. Ich glaube, es ist eine riesige Chance für den Skisport – und auch für die Schweiz als Austragungsort von einem solchen Rennen. Direkt neben dem Matterhorn. Das wird eine coole Sache. Aber auch Klassiker wie Bormio oder Kitzbühel werden Highlights – auch für mich.
Das Gespräch führte Anna Hug.