- Die Mietwohnungs-Initiative startet mit einem beachtlichen Ja-Anteil von 66 Prozent in die heisse Phase des Abstimmungskampfes.
- Allerdings dürften die Befürworter bis zum Abstimmungstermin noch an Boden verlieren.
- SP- und Grünen-Wähler sagen deutlich Ja, FDP und SVP mehrheitlich Nein. Die Mitte stimmt zurzeit gegen die jeweiligen Parteiempfehlungen.
Am 9. Februar 2020 entscheidet das Stimmvolk über die Mietwohnungs-Initiative des Schweizerischen Mieterverbandes. Diese verlangt, dass jede zehnte neugebaute Wohnung schweizweit im Eigentum von gemeinnützigen Trägerschaften sein soll.
Ein Anliegen, welches auf grosse Sympathien stösst. Wäre bereits jetzt darüber abgestimmt worden, hätten 66 Prozent ein Ja in die Urne gelegt. Dies geht aus der SRG-Umfrage des Forschungsinstituts gfs.bern hervor.
Der Vorsprung der Ja-Seite beträgt derzeit 36 Prozentpunkte. Damit legt die Initiative einen guten, wenn auch nicht aussergewöhnlichen Start hin. Die Kampagnenaktivitäten und auch die mediale Berichterstattung haben allerdings noch fast gar nicht eingesetzt.
Der Start mit einem hohen Ja-Stimmen-Anteil ist typisch für Initiativen. Den Sympathie-Bonus erklärt Lukas Golder vom Institut gfs.bern mit dem populären Anliegen des Volksbegehrens: «Die Idee, etwas für günstigen Wohnungsbau für Mieterinnen und Mieter zu machen, ist sehr attraktiv.»
So verfangen auch die Argumente, dass etwas gegen Spekulationen gemacht werden soll oder dass es mehr genossenschaftlichen Wohnraum braucht. Lukas Golder aber warnt: Die Auseinandersetzung mit den Schwächen der Initiative komme erst noch, etwa mit der Ausrichtung der Initiative, die eine klare Intervention mit starren Regeln vorsehe. Am Schluss werde es sicher mehr Ablehnung als zum jetzigen Zeitpunkt geben, sagt der Politologe.
Elite-Basis-Konflikt bei den Grünliberalen
Die Umfrage zeigt ein typisches Konfliktmuster zwischen rechts und links: eine linke Initiative, welche von Mitte-Rechts bekämpft wird. Links-Grün sagt deutlich Ja. FDP und SVP sind deutlich dagegen. In der Mitte der Parteienlandschaft votieren aber die GLP- und CVP-Wählenden zurzeit für die Initiative und gegen die Parolen ihrer Parteien, die ein Nein empfehlen.
Die GLP-Wählerschaft sei etwas linker als die Partei-Eliten, erklärt Golder. Zudem rekrutiert die Partei ihre Sympathisanten primär aus den städtischen Gebieten und die Stadtbewohner sind überdurchschnittlich stark für die Initiative.
Wie stehen die Chancen für eine Annahme der Mietwohnungs-Initiative? «Der Problemdruck muss wirklich hoch sein, damit sich das Ja halten kann», sagt Golder. Im CS-Sorgenbarometer habe man aber keine Hinweise über die Gesamtschweiz betrachtet gefunden, dass es die Menschen bedrücke, es gebe zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Trotz komfortablen Vorsprung dürfte es die Initiative deshalb an der Urne schwer haben.