- Zurzeit befürworten nur noch 51 Prozent die Mietwohnungs-Initiative. Das Ja-Lager hat seit Beginn des Abstimmungskampfes gemäss der SRG-Umfrage massiv verloren.
- Hält der Trend zum Nein bis zum Abstimmungssonntag an, ist auch ein Nein an der Urne wahrscheinlich.
- Würden nur die Frauen abstimmen, hätte die Initiative eher noch eine Chance.
Die Mietwohnungs-Initiative des Schweizerischen Mieterverbandes erntet immer noch viel Sympathie. Die Befürworter haben gute Argumente im Köcher. Trotzdem – der Trend zum Nein ist deutlich: Unterstützten im Dezember in der ersten SRG-Umfrage noch 66 Prozent der Befragten das Anliegen, sind es zurzeit nur noch 51 Prozent.
Das geht aus der Erhebung des Forschungsinstituts gfs.bern hervor, welches die Umfrage im Auftrag der SRG durchgeführt hat. Demnach legte das Nein-Lager innert Wochen von 30 auf 45 Prozent zu. Vier Prozent wissen noch nicht, wie sie abstimmen wollen.
Sympathie-Bonus ist weg
Der Start mit einem hohen Ja-Stimmen-Anteil zu Beginn eines Abstimmungskampfes ist typisch für Volksinitiativen. Das trifft auch für die Mietwohnungs-Initiative zu. Sie nehme ein spannendes Anliegen auf, erklärt Lukas Golder vom Institut gfs.bern. «Man möchte durchaus mehr genossenschaftliche Wohnungen. Aber dann setzen sich die Leute immer mehr mit den Schwächen der Initiative auseinander.» Entsprechend schwindet der anfängliche Sympathie-Bonus.
Dass die Initiative ein berechtigtes Anliegen aufnimmt, zeigen die überzeugenden Argumente der Befürworter. So findet eine Mehrheit, dass energetische Sanierungen nicht zu teuren Mieten führen dürfen oder dass etwas gegen Spekulationen gemacht werden soll.
Trotzdem sind die Argumente der Gegner ausschlaggebender. 55 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Umsetzung der Initiative verursache hohe Kosten. Fast gleich viele sind überzeugt, die starren staatlichen Quoten der Vorlage schrecke private Investoren im Wohnungsbau ab.
GLP-Basis schert aus
Die Umfrage zeigt ein typisches Konfliktmuster zwischen rechts und links: Je weiter links im Parteienspektrum, desto deutlicher befürworten die Wählerinnen und Wähler die Initiative und umgekehrt.
Eine Ausnahme bildet die Anhängerschaft der GLP. Sie stehen mit 57 Prozent relativ klar auf der Seite der Befürworter. Und votieren zurzeit gegen die Parole ihrer Partei.
Die GLP-Wählerschaft sei etwas linker als die Partei-Eliten, erklärt Politikwissenschaftler Lukas Golder. Zudem rekrutiere die Partei ihre Sympathisanten primär aus den städtischen Gebieten und die Stadtbewohner seien überdurchschnittlich stark für die Initiative.
Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Mann und Frau. Männer lehnen die Vorlage mit 56 Prozent ab, Frauen sagen mit 60 Prozent Ja. Wieso der grosse Unterschied? Golder sagt dazu: «In den Grossstädten gibt es Frauen, die sehr dezidiert für dieses Anliegen votieren wollen.»
Offenbar fühlten sich diese Frauen ganz besonders betroffen vom Problem. «Sie nehmen die Schwächen der Vorlage zwar wahr, aber sie stimmen nicht entlang der Schwächen ab, sondern zugunsten von mehr genossenschaftlichen Wohnungen», sagt der Politikwissenschaftler.
Gemäss Golder wird die Initiative dasselbe Schicksal ereilen wie die meisten linken Initiativen: Sie wird an der Urne bachab geschickt. Weil die rechten, bürgerlichen Argumente während des Abstimmungskampfes immer mehr an Boden gewinnen.