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Nachgefragt im Bundeshaus: Vera Weber zum Stromversorgungsgesetz
Aus News-Clip vom 03.05.2024.
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Gegnerin des Stromgesetzes «Wir befürchten eine Schwächung des Naturschutzes»

Am 9. Juni stellt die Schweiz die Weichen in der Energiepolitik. Die Stimmbevölkerung stimmt dann über das Stromgesetz ab. Dieses soll den Ausbau der Erneuerbaren vorantreiben. Das Gesetz bekämpft Vera Weber. Sie leitet die Franz-Weber-Stiftung, welche das Referendum gegen das Stromgesetz ergriffen hat.

Vera Weber

Leiterin der Franz-Weber-Stiftung

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Vera Weber ist Umweltaktivistin und seit 2014 Leiterin der Franz-Weber-Stiftung.

SRF News: Kennen Sie das grösste Risiko für die Schweiz?

Vera Weber: Sie spielen wohl auf die Stromlücke an.

Auf eine Energiemangellage – gemäss Bund das grösste Risiko. Wie verantwortungsvoll ist es, ein Gesetz zu bekämpfen, das mehr Strom aus erneuerbaren Quellen will?

Aus unserer Sicht ist es nicht verantwortungsvoll, ein Gesetz zu machen, das die Natur in der Schweiz schwächt. Deshalb möchten wir, dass das Parlament das Gesetz korrigiert.

Ich sehe jetzt schon, wie stark der Naturschutz in der Schweiz unter Druck gerät.

Erleichterte Bedingungen sollen für Solar- und Windkraft in speziell geeigneten Gebieten gelten, welche die Kantone festlegen. Die grossen Umweltschutzverbände sagen: Das stärkt den Umweltschutz, weil Projekte dort entstehen, wo sie am wenigsten schaden.

Im Waadtland sind zurzeit überall Projekte mit Windkraft geplant. Schutzgebiete werden und müssen nicht festgelegt werden in diesen geeigneten Gebieten. Deshalb befürchten wir stark eine Schwächung des Naturschutzes.

Vera Weber im Interview.
Legende: Die Leiterin der Franz-Weber-Stiftung, Vera Weber, stellt sich den kritischen Fragen im SRF-Interview. srf

Landschafts- und Gewässerschutz müssen die Kantone gemäss Verordnung berücksichtigen, wenn sie die geeigneten Gebiete festlegen.

Ja, aber was heisst berücksichtigen? Das ist ein frommer Wunsch, eine Beruhigungspille. Ich sehe jetzt schon, wie stark der Naturschutz in der Schweiz unter Druck gerät. Deshalb vertraue ich nicht darauf.

Der Mix von Solarkraft und Wasserkraft wird bis 2050 genügen, um auch den Winterstrom abzudecken.

Sie fürchten auch um Wald. Bei Rodungen müssen aber gesetzlich vorgeschrieben anderswo neue Bäume gepflanzt werden. Sind denn alte Bäume wichtiger als eine sichere Stromversorgung für die Schweiz?

Wo wird aufgeforstet? Auf Ackerland? Das ist nicht gut für unsere Versorgungssicherheit. Zudem ist alter Wald viel mehr wert als neuer Wald: Er ist Lebensraum für ganz viele Tier- und Pflanzenarten. Und ein alter Wald ist auch sehr wertvoll für den Klimaschutz und für den Schutz der Biodiversität.            

Woher soll der Strom denn kommen?

Gemäss einer Studie vom Bundesamt für Energie könnte man auf bestehenden Dächern, Fassaden und Infrastrukturen Solarpanels aufstellen und damit 110 Prozent des heutigen Strombedarfs abdecken.

Windräder auf einem Hügel.
Legende: Der Windpark Sainte-Croix ist der erste Windpark im Kanton Waadt und produziert mit seinen sechs Windräder jährlich rund 22 Mio. Kilowattstunden Strom. Keystone/ Valentin Flauraud)

Gemäss Studien brauchen wir aber bis 2050 mit der Dekarbonisierung und dem Auslaufen der Atomkraftwerke bis zu 40 Prozent mehr Strom als heute.

Wir haben ja auch Wasserkraft. Der Mix von Solarkraft und Wasserkraft wird bis 2050 genügen, um den Winterstrom abzudecken. Die Technologien werden auch immer besser.

Das Stromversorgungsgesetz will Solarkraft auf bestehenden Gebäuden fördern. Mit einem Nein fällt das weg. Wie soll man so das Ziel erreichen?

Das Parlament kriegt dann einen Auftrag vom Volk, das Gesetz zu korrigieren. Nicht alles ist schlecht an diesem Gesetz.

Wir kämpfen einfach weiter für unsere Natur, für unsere Lebensräume.

Wie soll dies gelingen, nach der Schwächung der ökologischen Kräfte im Parlament bei den Wahlen?

Sollten wir wirklich in eine Energiemangellage geraten, vertraue ich schon darauf, dass das Parlament die nötigen Lösungen finden und zum Beispiel auf Solarkraft auf den bestehenden Infrastrukturen setzen wird.

Bei der aktuellsten Umfrage haben Sie nur 19 Prozent hinter sich. Wo tanken Sie die Energie, um jetzt erst recht zu kämpfen?

Der 9. Juni ist in fünf Wochen. Die Stimmbevölkerung hat noch nicht einmal die Abstimmungscouverts erhalten. Es muss noch sehr viel informiert werden. Wir kämpfen einfach weiter für unsere Natur, für unsere Lebensräume.

Das Gespräch führte Nathalie Christen.

10vor10, 03.05.2024, 21:50 Uhr ; 

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