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Abstimmungen Baselland Mindestlohn: Nach Basel-Stadt bald auch im Baselbiet?

  • Nach Basel-Stadt soll auch im Baselbiet in allen Branchen ein Mindestlohn von 22 Franken gelten.
  • Die Forderung der Gewerkschaften ist politisch umstritten und wird von einer Mehrheit der Parteien abgelehnt.
  • Am 9. Februar entscheidet die Baselbieter Stimmbevölkerung zudem über eine Reform des Wahlsystems.

Familien, Steuerzahlerinnen und -zahler sowie Angestellte – sie alle sollen nach dem Willen der Gewerkschaften von einem Mindestlohn profitieren. Die Mindestlohn-Initiative sei ein Schritt, um allen Menschen ein Leben ohne Armut zu ermöglichen.

Ein Mindestlohn ermöglicht ein Leben in Würde.
Autor: Roman Brunner Landrat (SP, BL)

Neben den Gewerkschaften wird die Mindestlohn-Initiative von SP und Grünen unterstützt. SP-Landrat Roman Brunner: «Ein Mindestlohn ermöglicht ein Leben in Würde.»

Konkret sollen Angestellte in allen Branchen mindestens 22 Franken pro Stunde verdienen – ausgenommen wäre die Landwirtschaft. «Der letzte Armutsbericht hat es gezeigt: Wir haben fünf Prozent der Arbeitnehmenden, die nicht von ihrem Lohn leben können», sagt Brunner.

Verkäuferin mit Kleiderbügeln in der Hand
Legende: Der Mindestlohn soll im Baselbiet in allen Branchen gelten – ausgenommen in der Landwirtschaft. Keystone/Christian Beutler

Der Mindestlohn wird von einer Mehrheit der Parteien sowie der Wirtschaft im Baselbiet bekämpft. Er führe zu höheren Kosten für die Unternehmen. Diese würden an die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzt, was zu höheren Preisen führe.

SVP, FDP, Mitte und GLP lehnen die Initiative ab. «Es geht nicht, dass die Politik über die Löhne in den Branchen entscheidet», sagt Saskia Schenker, FDP-Landrätin und Präsidentin des Arbeitgeberverbands Region Basel.

Solche Menschen werden es in Zukunft noch schwieriger haben, eine Stelle zu finden.
Autor: Saskia Schenker Direktorin Arbeitgeberverband, Landrätin (FDP, BL)

Ein Mindestlohn führe nicht nur zu höheren Kosten, sondern auch dazu, dass gewisse Jobs ganz verschwinden – beispielsweise für Wiedereinsteigerinnen. «Solche Menschen werden es in Zukunft noch schwieriger haben, eine Stelle zu finden», ist Schenker überzeugt.

Die Gewerkschaften halten dagegen: Die Einführung des Mindestlohnes im Kanton Neuenburg habe gezeigt, dass die Befürchtungen der Gegnerinnen und Gegner nicht eingetroffen sind. Weder sei die Arbeitslosigkeit mit dessen Einführung angestiegen, noch habe sich die Sozialhilfequote erhöht.

Neben Neuenburg haben bereits andere Kantone Erfahrung mit einem Mindestlohn, so auch der Nachbarkanton Basel-Stadt. Basel entschied 2021 an der Urne die Einführung eines Mindestlohns.

Protest mit Transparent
Legende: Protest für Mindestlohn in Basel-Stadt. An der Urne wurde diese Forderung Mitte 2021 angenommen. Keystone/Georgios Kefalas

Und was sind die Auswirkungen in Basel? Um dies herauszufinden, hat die Uni Basel mehrere Hundert Unternehmen anonym befragt. Die Antworten der Firmen geben den Mindestlohn-Gegnern Auftrieb.

Es habe sich gezeigt, dass die Firmen tatsächlich die Kosten auf die Kundschaft abwälzten. Und: Unternehmen griffen verstärkt auf Entlassungen zurück. «Zudem plant ein erheblicher Teil der Unternehmen, Arbeitskräfte durch Maschinen zu ersetzen», heisst es in der Auswertung. SP-Landrat Roman Brunner sagt dazu: «Es geht aus der Befragung nicht klar hervor, ob dies tatsächlich alleine auf den Mindestlohn zurückzuführen ist.»

Kanton: Aussage zu machen, ist schwierig

Auch das kantonale Basler Wirtschaftsdepartement WSU schreibt auf Anfrage, ohne Bezug auf die Befragung: «Allgemein ist es schwierig, kausale wirtschaftliche Effekte durch die Einführung des Mindestlohns nachzuweisen oder auch auszuschliessen.»

Die Unternehmen hätten in den letzten Jahren mit verschiedenen Herausforderungen wie Corona, Inflation oder Ukraine-Krieg zu kämpfen. Eine isolierte Wirkung des Mindestlohns lasse sich nur schwer von diesen anderen Einflüssen trennen.

Zweite Vorlage: Reform des Wahlsystems

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Neben dem Mindestlohn wird am 9. Februar im Baselbiet auch über eine Reform des Wahlrechts abgestimmt.

Grund dafür ist das komplexe System für die Parlamentswahlen mit zwölf Wahlkreisen und vier Wahlregionen. Dieses System führte dazu, dass bei den Wahlen 2019 eine Kandidatin der EVP mit knapp 300 Stimmen gewählt wurde, obschon ihre Parteikollegin fast 1000 Stimmen mehr holte.

Das geplante System, der sogenannte Doppelproporz, gilt bereits in sieben anderen Kantonen. Die Reform wird unterstützt von einer Mehrheit des Landrats. Bei den Parteien stehen SP, Grünen, GLP, EVP und Mitte dahinter.

SVP und FDP sind gegen die Reform. Diese bringe kaum Vorteile, sondern vor allem Kosten.

Neben Baselland wird am 9. Februar auch im Kanton Solothurn über einen Mindestlohn abgestimmt. Dort fordern die Gewerkschaften 23 Franken pro Stunde.

Regionaljournal Basel 16.1.25 17:30 Uhr ; 

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