Das Wichtigste in Kürze
- Rund zwei Wochen vor der Abstimmung unterstützen 69 Prozent der Stimmberechtigten den Gegenentwurf zur Velo-Initiative.
- Damit ist die Zustimmung gegenüber der ersten SRG-Umfrage (64 Prozent) noch einmal gestiegen.
- Mit ihrer Opposition kann die SVP kaum über das eigene Lager hinaus mobilisieren.
Als Aussenseiter ins Abstimmungsrennen gestartet, gelingt es den Gegnern der Vorlage nicht, aus dem Windschatten herauszufahren: «Wenn das so bleibt, ist ein hohes Ja zu erwarten. Es dürfte ein Start-Ziel-Sieg werden», sagt Lukas Golder vom Institut gfs.bern, das die Umfrage im Auftrag der SRG durchgeführt hat.
Bundesrat und Parlament haben ihren komfortablen Vorsprung im Schlussspurt sogar noch ausgebaut. Bei der Abstimmung zeichne sich eine «Sympathiebekundung für das Velo ab», schliesst der Politologe.
Die Initiative sei ein Erfolgsmix: «Der Gegenvorschlag nimmt die sympathischen Anliegen der Velo-Initiative auf, präsentiert aber eine moderate Lösung.» Den Hauptgrund für den breiten Zuspruch für die Vorlage sieht gfs.bern darin, dass das Velo stark im Alltag der Menschen verhaftet sei.
Sobald man mindestens einmal pro Jahr das Velo aus dem Keller holt, ist die Chance wesentlich grösser, dass man Ja stimmt.
Dazu passt, dass die Zustimmung bei Menschen, die täglich Velofahren höher ist als bei denjenigen, die eher selten mit dem Zweirad unterwegs sind: «Sobald man mindestens einmal pro Jahr das Velo aus dem Keller holt, ist die Chance wesentlich grösser, dass man Ja stimmt», sagt Golder.
Doch auch unter Velomuffeln hat sich bislang keine Stimmung gegen die Vorlage aufgebaut. Und: Ältere Menschen stehen der Vorlage zwar skeptischer gegenüber als jüngere. Aber auch sie sind mit an Bord: «Bei den Jungen ist das Velo ein sehr akzeptiertes Transportmittel. Doch auch bei Personen im Rentenalter ist die Mehrheit im Ja.»
Das zugkräftigste Argument der Befürworter: Die grossen regionalen Unterschiede bei den Velowegen sollen ausgeräumt werden. Zudem sollen andere Verkehrsträger entlastet werden.
Eher «Oppositiönchen» statt Opposition
Insgesamt hat es das gegnerische Lager schwer. Die SVP kann mit ihrer Nein-Parole kaum über die eigene Wählerschaft hinaus mobilisieren – und mit 46 Prozent Ja-Anteil schert ein beachtlicher Teil der eigenen Anhänger aus. Mit einer «kleinen koordinierenden Rolle des Bundes» könnten neben vielen SVP-Wählern auch regierungskritisch eingestellte Leute leben, erklärt Politologe Golder.
Zudem habe das Argument, die neue Bundeskompetenz würde hohe Kosten verursachen, an Zugkraft eingebüsst: «Man hat man nicht die Befürchtung, dass die Kosten explodieren werden.» Ohne ihr potenziell stärkstes Argument könne die Nein-Seite nur schwerlich punkten.
Zur SVP-Opposition gesellt sich das «wenig veloaffine Lager» in der FDP: 46 Prozent Ablehnung gegenüber 45 Prozent Zustimmung. Für die Wählerschaft der restlichen Parteien ist aber klar: Das Velo soll – neben den Fuss- und Wanderwegen – in der Verfassung verankert werden.