Darum geht es: Am 26. März thematisierte die bekannte Fernsehsendung «Aktenzeichen XY… Ungelöst» den einzigen ungelösten Mordfall aus dem Kanton Nidwalden. Es handelt sich dabei um den Mord an einer Prostituierten im September 2014. Die Kantonspolizei hofft darauf, den über zehn Jahre alten Fall dank der Sendung doch noch zu lösen. Seit der Ausstrahlung sind nun fast zwei Wochen vergangen. Zeit, beim Kripochef Senad Sakic nachzufragen, was seither geschehen ist. «Wir haben weit über 100 Hinweise aus der Bevölkerung erhalten», sagt er gegenüber SRF. «Die meisten gingen in der ersten Phase während und kurz nach der Sendung ein, doch es kommen laufend weitere.»
Die Vorgeschichte: Am Morgen des 21. September 2014 wurde am Ufer des Vierwaldstättersees in Stansstaad eine Leiche entdeckt. Wie die Nidwaldner Polizei später feststellte, handelte es sich um Emiliya Emilova, eine damals 36-jährige Bulgarin, die am Strassenstrich Ibach in Luzern anschaffte. Dort war die Frau einen Tag zuvor auch am Arbeiten, als sie gegen Mitternacht zuletzt gesehen wurde. Sie verliess den Ort händchenhaltend mit einem Mann. Den Mann konnte die Nidwaldner Polizei nie ausfindig machen. Da sie beim Mordfall auch sonst nicht weiterkam, setzt sie jetzt auf die Hilfe von Aktenzeichen XY.
Die Hinweise: Nach der Sendung habe man Anrufe aus Nidwalden, Luzern, der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland erhalten, sagt Kripochef Senad Sakic. «Unter anderem von Personen, die damals beim Strassenstrich oder am Fundort der Leiche etwas beobachtet haben.» Gewisse Hinweise hätten sie auch schon vor zehn Jahren erhalten, andere seien neu. «Wir gehen allen nach», so Sakic. Sie würden nach einer Prioritätenliste abgearbeitet, weiter ins Detail dürfe er jedoch nicht gehen. «Zur Qualität der Hinweise kann ich aus ermittlungstechnischen Gründen nichts sagen.»
Die Phantombilder: Während der Fernsehsendung wurden Phantombilder von zwei Männern gezeigt. Es handelt sich dabei um zwei potenziell wichtige Zeugen, die nie ermittelt werden konnten. «Viele Hinweise beziehen sich auf diese Phantombilder», so Senad Sakic. Die Polizei habe Fotos von Menschen erhalten, die den beiden Gesuchten gleichen.
Sonstige Meldungen: Nebst Hinweisen zum Mordfall hätten sich seit der Sendung auch Menschen mit ermittlungstaktischen Tipps bei der Kantonspolizei Nidwalden gemeldet. «Sie erklären uns, was wir noch probieren und wie wir unsere Arbeit optimieren könnten», sagt der Kripochef. Ob dies mehr störend als nützlich sei, wolle er nicht bewerten. «Wir sind froh, haben wir eine grosse Unterstützung aus der Bevölkerung.» Die Leute fänden es gut, werde dieser Fall nochmals neu aufgerollt. «Man drückt uns die Daumen», sagt Sakic.
So geht es weiter: «Wir geben alles, um diesen Fall aufzuklären», so der Nidwaldner Kripochef. Eine Sonderkommission sei nun hauptsächlich mit dieser Aufgabe betraut. «Wir merken, dass neue Bewegung in den Fall gekommen ist.» Das motiviere auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sagt Senad Sakic. «Wir sind zuversichtlich.»