Gift im Trinkwasser – nicht von Rückständen aus der Landwirtschaft, sondern aus privaten Gärten. Dies ist vielerorts ein Problem, unter anderem im Aargau. In vielen Trinkwasserfassungen finden sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.
«In einem Grossteil des für die Wasserversorgung genutzten Grundwassers hat es Rückstände – wenn auch nur sehr wenig», sagt Irina Nüesch, Sektionsleiterin Trink- und Badewasser beim Kanton. Das Aargauer Trinkwasser sei trotzdem ohne Bedenken trinkbar. Damit dies so bleibt, sollen weniger Pflanzengifte ins Wasser gelangen.
Die «Aktion Gartenchemiker» des Kantons Aargau zielt deshalb auf private Anwenderinnen und Anwender ab. Sie sollen dafür sensibilisiert werden, möglichst sparsam mit Pflanzenschutzmitteln umzugehen. Sei dies im Garten oder rund ums Haus.
Welche Gifte stehen noch im Gartenschrank?
An Infotagen in Gartencentern informieren Fachleute die Kundschaft, in Zusammenarbeit mit dem Gärtnereiverband Jardin Suisse. Es geht um korrekte Anwendung und Entsorgung. Nicht mehr benötigte Pflanzenschutzmittel können etwa im Handel abgegeben werden – auch angebrochene Packungen. Auf Dächern, Terrassen oder Verbundsteinen ist die Anwendung verboten. Von dort gelangen die giftigen Stoffe mit dem Regen in Gewässer.
Private seien zu wenig über den richtigen Einsatz informiert, findet Alda Breitenmoser, Leiterin des Aargauer Amts für Verbraucherschutz. Die Vorschriften für den Handel seien zwar auf gutem Weg und es seien weniger problematische Produkte im Verkauf. Aber: «Was haben Private im Gartenschrank, das schon lange nicht mehr angewendet werden darf?»
«Wenn Sie Produkte im Schrank haben, die älter als fünf Jahre sind und die das Warnsymbol ‹gewässerschädlich› aufweisen, dann ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Substanz, die Sie nicht mehr anwenden dürfen.»
Alternativen zu Gift sind da
Was aber tun, wenn das Unkraut zwischen den Terrassenplatten einfach nicht verschwinden will? Auf keinen Fall mit Gift bekämpfen. Das ist verboten, so Kantonschemikerin Breitenmoser. Alternative zum mühsamen Jäten ist zum Beispiel Abflammen mit einem Unkrautbrenner. Zum Jäten gebe es Hilfsmittel wie Fugenkratzer. Eine Überlegung könne auch sein, dass man Unkraut einfach stehen lasse oder die Terrasse, wenn möglich, anders gestalte.
Im Garten stellen sich andere Fragen. Ist zum Beispiel eine pilzbefallene Pflanze am richtigen Standort? Oder gibt es Nützlinge, welche die Schädlinge bekämpfen können? In solchen Fällen könnten sich Private beraten lassen, findet auch Damiana Rinaldi, Leiterin Fachstelle Umwelt bei Jardin Suisse. Gärtnereien oder Gartencenter könnten helfen, wenn es wirklich nicht ohne Pflanzenschutzmittel gehe. Zu viel Gifteinsatz sei auch für die Pflanze schädlich. Und das Mittel lagere sich in Gemüse und Früchten ab. «Wenn man eine Tomatenstaude zu fest spritzt, dann würde ich die Tomate nicht mehr essen.»
Doch erreicht man mit einer Sensibilisierungskampagne das vom Bund gesteckte Ziel, bis 2027 deutlich weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen? Die für das Aargauer Trinkwasser zuständige Irina Nüesch ist zuversichtlich. Gesetze und andere Vorgaben seien in den letzten Jahren konsequent angepasst und viele Mittel verboten worden. Dass die Landwirtschaft und Jardin Suisse mitziehen, helfe sehr.