In Zürich versammelten sich kurz vor Mittag über 100 Journalistinnen und Mitstreiter vor dem Eingang zum Hauptgebäude der TX Group an der Werdstrasse. Sie entrollten ein Transparent mit der Aufschrift «Solidarität mit den Betroffenen – Stopp Abbau» und protestierten mit Trillerpfeifen.
Allein bei den Deutschschweizer Titeln der Tamedia sollen 20 Stellen abgebaut werden, wie die TX Group kürzlich bekannt gegeben hat, in der Westschweiz 28. Bei «20 Minuten» fallen schweizweit voraussichtlich 35 Stellen weg.
Daneben verschwänden aber auch weitere Stellen, gab Liliane Minor gegenüber SRF zu Bedenken. Sie ist Redaktorin beim Zürich-Ressort des «Tages-Anzeigers» und Sprecherin der Personalkommission. In ihrem eigenen Team etwa würden nächstes Jahr drei Personen pensioniert, die Stellen im Anschluss nicht mehr ersetzt. Minor sagt: «Der Stellenabbau ist in Tat und Wahrheit also grösser. Wir wissen aber nicht genau, wie gross.»
Angestellte klagen über Stress
Die Rückmeldungen der Angestellten gegenüber der Personalkommission seien alarmierend. Sie hörten etwa, dass Angestellte von Tamedia «nichts Gutes» mehr erwarten würden. Stefan Häne, Wirtschaftsredaktor und ebenfalls Mitglied der Personalkommission, ergänzt: «Wir machen uns Sorgen um die Gesundheit des Personals.» Kolleginnen und Kollegen klagten über grossen Stress bei der Arbeit. Es komme auch zu Krankheitsausfällen. Das Problem sei, dass die Redaktionen in den vergangenen Jahren bereits stark geschrumpft seien.
Wir machen uns Sorgen um die Gesundheit des Personals.
In einem offenen Brief wendet sich die Belegschaft an den Verwaltungsrat der TX Group, an die Geschäftsleitungen, die Verantwortlichen der Verlage und an Aktionärinnen und Aktionäre. Darin fordern sie einen Sparstopp bis mindestens 2025. Dies sei wichtig, damit die Redaktionen ihren Job ohne Furcht vor Kürzungen machen könnten und damit wieder eine positive Stimmung einkehre.
Auch müsse die Belegschaft ernst genommen werden. Es sollen weniger Dividenden ausgezahlt werden und der Dialog zwischen dem Personal und der Geschäftsleitung müsse sich verbessern.
Personalkommission sucht das Gespräch
Laut Häne und Minor wurde die Protestaktion in Zürich von der Belegschaft organisiert. Auch deshalb, weil in der vergangenen Woche mehrere langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kündigung erhalten hätten.
Wir glauben noch immer an einen Dialog mit der Geschäftsleitung, auch wenn er bis jetzt nur sehr rudimentär stattgefunden hat.
Die Personalkommission versuche, sich auf einer anderen Ebene einzubringen. «Wir glauben noch immer an einen Dialog mit der Geschäftsleitung, auch wenn er bis jetzt nur sehr rudimentär stattgefunden hat», sagt Minor. Beispielsweise hätten sie keinen Einblick in die Geschäftszahlen und könnten deshalb nicht beurteilen, ob die Entlassungen gerechtfertigt seien.
Über 100 Protestierende in Lausanne
Tamedia nahm gegenüber SRF schriftlich Stellung: «Es ist das gute Recht der Mitarbeitenden, sich zu versammeln und ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen.» Ansonsten verwies ein Mediensprecher auf eine frühere Stellungnahme. Demnach gehe der Printmarkt weiter zurück. Das «rasch wachsende digitale Geschäft» sei nicht in der Lage, die Verluste auszugleichen. Anpassungen seien deshalb nötig.
In Lausanne protestierten gemäss dem Journalistenverband Impressum rund 140 Journalisten und Mitarbeiterinnen diverser Tamedia-Zeitungen und von «20 minutes».