- Sechs Monate nach dem Brückeneinsturz in Genua, bei dem 43 Menschen ums Leben gekommen sind, beschäftigt sich ganz Europa mit seiner Infrastruktur.
- Dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTS liegt nun eine Liste mit allen Schweizer Brücken in schlechtem Zustand vor.
- Viele der betroffenen Bauwerke liegen auf der A1 zwischen Genf und Lausanne. Doch auch in der Deutschschweiz hat es Brücken mit «erheblichen Schäden».
Die meisten der betroffenen Brücken wurden in den 1960er-Jahren gebaut. «Damals hat man nicht damit gerechnet, dass der Verkehr so stark zunehmen wird», meint Olivier Floc’hic, Sprecher des Bundesamtes für Strassen Astra. Die Lebensdauer habe man auf 60 bis 80 Jahre geschätzt, doch das Aufkommen von 40-Tonnen-LKWs und das Salzen im Winter hätten ihnen zugesetzt.
Das Astra überprüft jede Brücke alle fünf Jahre und teilt sie in verschiedene Kategorien ein. Die Liste zeigt nun, dass 62 Brücken in die Kategorie 4 «Schlechter Zustand» fallen. In dieser Kategorie würden sie stärker überwacht. Brücken in schlechtem Zustand seien in der Minderheit, betont das Astra. Insgesamt 9 von 10 Brücken seien in gutem Zustand.
Zustand wird trotz Millionen-Investitionen schlechter
In der Schweiz habe die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer oberste Priorität, versichert Olivier Floc'hic. Obschon gewisse Brücken «erhebliche Schäden» vorweisen, sei die Sicherheit nicht beeinträchtigt.
Eine dieser Brücken musste Ende Januar aus Sicherheitsgründen jedoch geschlossen werden – in der Waadtländer Gemeinde Bursins. Der Beton bröckelte und fiel auf die darunterliegende Autobahn.
«Es geht hier nicht um grosse Betonblöcke, sondern um kleine Stücke in Kiesgrösse», meint Floc'hic, «aber bei 120 Stundenkilometern können die viel Schaden anrichten».
Der Zustand der Brücken in der Schweiz verschlechtert sich seit 10 Jahren kontinuierlich - trotz systematischer Kontrollen, und trotz Investitionen von rund 800 Millionen Franken, die der Bund jährlich leistet.