Wasserstoff gilt, wie die Batterie auch, als klimafreundliche Alternative zu fossilen Treibstoffen. Noch aber sind wenig Fahrzeuge mit Wasserstoff unterwegs. Einzelne Bus- oder Transportunternehmen setzen auf Wasserstoff, bei Autos hingegen ist der Antrieb noch nicht sehr populär.
Nun hat die Firma Messer Schweiz in Lenzburg eine neue Erfindung präsentiert. Eine leise Wasserstoff-Tankstelle, die gemäss der Firma «problemlos in Quartieren» eingesetzt werden könnte. Eine Tankstelle für zu Hause.
Beim Betanken des Hubstaplers quietscht es einmal kurz, und kurz darauf ist das Fahrzeug mit Wasserstoff vollgetankt. Herkömmliche Wasserstoff-Tankanlagen sind laut, weil Kompressoren den Treibstoff in den Tank bringen.
«Die grösste Errungenschaft aber ist, dass die Tankanlage keinen Strom braucht. Wir nutzen Wärme, um Wasserstoff zu verdichten», sagt Hans Kellner, Geschäftsführer der Firma Messer Schweiz. Beim Verdichten geht es darum, den Wasserstoff unter Druck zu setzen. So kann er gespeichert werden.
Die Anlage braucht kein Gebäude und keinen Schallschutz. Entwickelt hat sie GRZ Technologies, ein Spin-off der Hochschule EPFL. Die Idee: Hausbesitzerinnen und -besitzer können ihren Solarstrom speichern, gerade in Zeiten, in denen zu viel Strom vorhanden ist. Dieser Solarstrom könnte zusammen mit Wasser in dieser Anlage als Wasserstoff gespeichert werden.
Strom vom Hausdach speichern
Der Treibstoff könnte auch an Anwohnende im Quartier verkauft werden. Die Firma Messer Schweiz spricht von einem Durchbruch.«Der Vorteil ist, dass der Wasserstoff an Metall gebunden in der Anlage gespeichert wird. Das ist viel weniger Risiko und bringt weniger Angst. Dann fügt man Wärme zu, löst den Wasserstoff und ab gehts in den Tank», sagt Hans Kellner bei der Vorführung in Lenzburg.
Wasserstoff kann mit einer chemischen Reaktion zwischen Metall und Gas nämlich gespeichert werden. Das ist sicherer, als wenn der Wasserstoff als Gas gespeichert wird.
An der Technologie interessiert zeigten sich vor Ort unter anderem Postauto Region Brugg, die bereits mit Wasserstoff-Fahrzeugen unterwegs sind. Auch Vertreterinnen und Vertreter aus Gemeinden, Nationalrat und dem Aargauer Regierungsrat schauten sich die Erfindung in Lenzburg an.
Es gibt einen Haken
Also Durchbruch geschafft? Ganz so einfach ist es nicht. Der Wirkungsgrad liegt bei 65 Prozent. Das heisst, bei der Produktion von Wasserstoff gehen 35 Prozent der Energie verloren. Trotzdem ergäbe das Sinn, zumindest an Sommertagen, an denen das Stromnetz überlastet sei, sagt Professor Andreas Züttel von der EPFL Lausanne.
Ein Wasserstoff-Auto verbraucht fast so viel Energie wie ein Benziner.
Allerdings: Zusätzlich zum schwachen Wirkungsgrad geht nochmals Energie verloren, wenn der Wasserstoff im Auto wieder in Strom umgewandelt wird. Und die Konkurrenz durch E-Fahrzeuge sei gross, sagt Antony Patt, Professor für Klimaschutz und Anpassung an der ETH Zürich: «Ein E-Auto verbraucht ein Viertel bis ein Fünftel der Energie eines Benziners. Ein Wasserstoffauto braucht hingegen etwa das Gleiche.»
Auch deshalb hätten sich elektrische Autos auf dem Markt bisher durchgesetzt. Zudem kosten sie weniger. Immerhin: Postauto Schweiz setzt auch auf Wasserstoff-Fahrzeuge. Ein grosser Teil der Flotte aber sind Busse, die mit Batterie fahren. Ob sich also Wasserstoff durchsetzen kann, ist offen. Die Technologie wird immer weiter entwickelt, wie das neuste Beispiel der Firma Messer zeigt.