- Seit rund zwei Wochen sind die Mobilen Ärzte nicht mehr im Einsatz, weil sie Konkurs angemeldet haben.
- Sie haben bisher vor allem im Aargau nachts und am Wochenende den ambulanten Notfalldienst übernommen.
- Nun schlägt der Aargauische Ärzteverband Alarm, weil diese Aufgabe an den Hausärzten hängen bleibt.
- Die Ärztinnen und Ärzte würden 36 Stunden am Stück arbeiten.
In mehreren Deutschschweizer Kantonen übernahmen die Mobilen Ärzte Notfalldienste und Hausbesuche. Im Aargau übernahm die Privatfirma die notfallmässige Einweisung in eine Psychiatrie oder stellte Totenscheine aus. Aber sie leisteten auch sogenannte Hintergrunddienste wie die nächtliche Notfallversorgung, eine Art Hausarzt-Pikettdienst.
Der Kanton Aargau fand zwar Ersatz für die Mobilen Ärzte. Neu übernimmt die Zürcher Firma Oseara AG. Die Firma ist nicht ganz unumstritten. Sie ist in anderen Kantonen vor allem für medizinische Abklärungen für Ausschaffungen von Asylsuchenden zuständig.
Im Aargau übernimmt Oseara einen Teil der Aufgaben der Mobilen Ärzte, Totenscheine oder Überweisungen zum Beispiel. Allerdings macht sie den nächtlichen, ärztlichen Pikettdienst nicht. Dieser rückt aus, wenn der eigene Hausarzt in der Nacht nicht erreichbar ist. Diese Dienstleistung bleibt nun an den Hausärztinnen und -ärzten hängen.
36 Stunden im Einsatz?
Hausärzte sind per Gesetz dazu verpflichtet, Pikettdienst zu leisten. Mehrere Jahre lang war das im Aargau nicht nötig, weil die Mobilen Ärzte diesen in der Nacht und am Wochenende abdeckten. Es geht um Notfälle, die keine Ambulanz verlangen. Ein Patient braucht in der Nacht unerwartet mehr Schmerzmittel oder kann nicht mehr selber aufstehen, zum Beispiel.
Die Situation im Aargau sei ein Standortnachteil, warnt der Aargauische Ärzteverband in einer Mitteilung. Die Hausärztinnen und Hausärzte würden nach dem Konkurs der Mobilen Ärzte den nächtlichen Notfalldienst stemmen. Das sei «aus Sicherheits- und Qualitätsaspekten» weder für die dienstleistenden Ärztinnen und Ärzte noch für die betroffenen Patientinnen und Patienten zumutbar. Darüber hinaus seien Hausbesuche nachts nur in Zweierteams möglich, aber mit viel zu wenigen Ärzten kaum machbar.
Neue Generation von Ärzten
Die Situation führe zu Spannungen. «Die heutige Generation der Ärzte ist zu Recht nicht bereit, am Tag in der Praxis zu arbeiten und in der Nacht noch Pikett zu machen, bevor sie oder er am nächsten Tag wieder in der Praxis steht», sagt Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes.
Das System sei in einigen Bezirken bereits am Einstürzen, warnt er. Es ist aber nicht so, dass Patientinnen und Patienten im Notfall nachts nicht geholfen wird. Wenn kein Hausarzt und auch kein Pikettarzt verfügbar ist, kommt die Ambulanz. Für Bagatellen aber eine eher kostspielige Lösung.
Der Kanton betreibt eine Taskforce seit dem Konkurs der Mobilen Ärzte. In der Taskforce ist auch der Ärzteverband. Die neusten Entwicklungen seien dem Kanton noch nicht bekannt gewesen, sagt Michel Hassler, Mediensprecher des Aargauer Gesundheitsdepartements. Der Kanton könne die Pikettdienste nicht selber organisieren, es müsse über den Ärzteverband laufen, so Hassler.
Es sei eine erhebliche Belastung für die Hausärzte und man habe Verständnis, heisst es beim Kanton weiter. Der Kanton wolle den Ärzteverband unterstützten. Dieser wiederum findet, das Problem müsse innert Tagen oder Wochen, nicht Monaten, gelöst sein.