Nachtbusse oder Nacht-S-Bahnen sind im Kanton Zürich an den Wochenenden längst Realität. Und das Angebot wird insbesondere von Partygängerinnen und Partygängern auch rege genutzt. Anders ist die Situation unter der Woche. An Werktagen sind Trams, Busse und Züge nachts im Depot parkiert.
Wir leben zwar nicht mehr in den 1970er-Jahren, aber etwas Zwinglianisches ist durchaus noch spürbar
Dies soll sich ändern, findet das Zürcher Stadtparlament. Eine deutliche Mehrheit unterstützte am Mittwochabend einen Vorstoss, der auch unter der Woche ein Nachtnetz in der Stadt Zürich fordert. «Wir leben zwar nicht mehr in den 1970er-Jahren, aber etwas Zwinglianisches ist durchaus noch spürbar», sagte Severin Meier von der SP. Er ist überzeugt, dass ein Nacht-ÖV unter der Woche die Stadt beleben würde.
Profitieren von einem Rund-Um-Die-Uhr-ÖV würden auch jene Menschen, die spätabends oder am frühen Morgen arbeiten müssten. Von ihnen gebe es in der Stadt Zürich viele, sagt SP-Parlamentarier Meier.
Gebt es doch zu: Ihr wollt unter der Woche einfach auch noch ein paar Partys schmeissen
Die SP wolle sich hiermit nur hinter der arbeitenden Bevölkerung verstecken, konterte die SVP. «Gebt es doch zu: Ihr wollt unter der Woche einfach auch noch ein paar Partys schmeissen», sagte SVP-Parlamentarier Johann Widmer an die Adresse der SP.
Alle anderen Parteien unterstützen die Idee eines ÖV-Nachtnetzes unter der Woche grundsätzlich. Dennoch gab es auch Zweifel.
Wo holt man das Personal her?
Die Mitte will das Anliegen nur unterstützen, wenn es auch tatsächlich ein Bedürfnis dafür gebe. So solle man beispielsweise prüfen, ob jeweils nur in der Nacht vom Donnerstag Nachtbusse verkehren und nicht jede Nacht.
Auch die FDP äusserte sich ähnlich und betonte dabei auch die hohen Kosten, die anfallen würden.
Mit ihrer Position haderte auch die GLP. Insbesondere sei die Personalisation eine Herausforderung. Schon heute kämpfe man mit dem Fachkräftemangel, sagte Carla Reinhard von der GLP. «Wenn das Angebot ausgebaut wird, müssten wir noch mehr Leute finden, die dann auch noch zu unattraktiven Zeiten arbeiten müssten.»
Dies gab auch der zuständige Stadtrat Michael Baumer (FDP) zu bedenken. Grundsätzlich unterstütze er das Anliegen aber. Die Stadtregierung sei auch schon daran, ein solches Nachtangebot unter der Woche zu prüfen.
Am Schluss könne die Stadt Zürich aber nicht alleine, sondern nur in Abstimmung mit dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) entscheiden.